CELTIC FROST - Re-Releases
Aus der „Noise lebt !“-Reihe werden auch die Celtic Frost Alben (bis auf „Cold Lake“ und „Monotheist) wiederveröffentlicht. Die Schweizer benötigen natürlich keiner weiteren Erläuterung, zu sehr hat sich ihr Stil und Sound über die Jahre hinweg in die Metalszene gerfräst und unzählige (Extrem-)Metalbands beeinflusst.
Die Band um Tom G. Warrior und Martin Ain gründete sich damals 1984 aus den Aschen der Trümmer-Truppe Hellhammer, mit deren Ausrichtung die Protagonisten trotz des vielbeachteten „Apocalyptic Raids“-Mini-Albums, irgendwann nicht mehr zufrieden waren. Etwas Neues musste her und so dauerte es nicht lange bis zur Nachfolge-Band Celtic Frost.
CELTIC FROST - Morbid Tales
Und bereits 1984 erschien das mittlerweile längst zum Klassiker avancierte „Morbid Tales“. Ein Album, das einschlug wie eine Bombe im extremen Metal-Underground. Die verstörende Mischung aus Black-Thrash und Punk, sowie absolut düsterer Ausrichtung erzeugte Schwärze, die keine Black-Metal Band jemals besser hätte hinbekommen können. Das fängt beim unheilvollen Intro („Human“) an und zieht sich quer durchs komplette Album. Der Sound war für damalige Zeiten, trotz Venom und einigen anderen, schwer extrem und natürlich nur für Liebhaber solcher Musik geeignet. Celtic Frost, eine Band, die bereits zu Beginn (ähnlich wie Hellhammer) absolut polarisierte. Entweder man liebte sie, oder man konnte die Musik gar nicht ab. Diejenigen, die sich mit den morbiden Geschichten identifizieren konnten, liebten Songs wie „Into the Crypts of Rays“, „Dethroned Emperor“, „Morbid Tales“ und „Procreation (Of The Wicked)“ abgöttisch und scherten sich einen Dreck um Abstriche im Sound oder eingängige Rhythmen. Die komplette Songarie wurde im Laufe der Jahre von einer Vielzahl an Bands (teils mehrfach) gecovert, was den Stellenwert, den Celtic Frost bereits mit „Morbid Tales“ erreicht haben, dicklinig unterstreicht.
Wunderbar auch die Aufmachung dieses Re-Releases. Mit kompletten Liner-Notes von Tom Warrior, vielen alten Bandfotos und nicht zuletzt dem Bonusmaterial, welches man dem Album spendiert hat. Hier handelt es sich um diverse Kassettenaufnahmen von Rehearsals im Grave Hill Bunker in Birchwil/Schweiz aus diversen Sessions. Als da wären „Morbid Tales“, „Messiah“, „Procreation Of The Wicked“ und „Nocturnal Fear“. Runde Sache.
VÖ: November 1984 (original) / 30.06.2017 (Re-Release)
Label: Noise Records
Bewertung: 8 / 10
CELTIC FROST - To Mega Therion
Bereits 1985 erschien dann das quasi Über-Album von Celtic Frost. „To Mega Therion“, das Album mit dem fantastischen Artwork „Satan I“ von H.R. Giger einer musikalischen Steigerung um 100 %. Klar, der Sound war immer noch sehr extrem, aber viel facettenreicher als noch „Morbid Tales“. Das erkennt man schon an vielen neuen Elementen, die Celtic Frost einbrachten. Zum Beispiel das französische Horn bei „Dawn of Megiddo“, einer slowen, doomigen Nummer (gespielt von Wolf Bender) und bei „Innocence and Wrath“. Stephen Priestly wurde auf „To Mega Therion“ von Reed St. Mark ersetzt und Martin Ain, der erstmals ausgestiegen war, von Dominic Steiner. Das Album bedeutet heute noch eines der Grundsteine für Black- u. Death Metal. Ein Klassiker jagt den nächsten, einer dunkler als der andere. „The Usurper“, „Necromantical Screams“, „Jewel Throne“ und das bereits auf der Emperor's Return EP erhaltene „Circle of the Tyrants“...alles Songs für die Ewigkeit und nicht mehr wegzudenken auf der (Extrem)Metal-Karte. Das Label bezeichnet die Musik von Celtic Frost auf „To Mega Therion“ als primitiv und wagnerisch. Eine ganz gute Umschreibung, obwohl ich Primitivität nicht gelten lassen würde. Denn die Kompositionen waren durchdacht und hatten schon tolle Arrangements, weg von jeglicher Stumpfheit. Auch hier gibt’s tolle Liner Notes von Tom Warrior zu lesen und als Boni enthalten sind die „Emperor's Return“ EP, sowie ein Remix von „Visual Aggression“ von 1988 und eine Studio Jam von „Return to the Eve“. Ein Album, das man im Schrank haben muss.
VÖ: Oktober 1985 (original) / 30.06.2017 (Re-Release)
Label: Noise Records
CELTIC FROST - Into The Pandemonium
„Into The Pandemonium“, das dritte Studioalbum, brachte Celtic Frost mehr in die klassische Metal Schiene. Das Avantgardistische in der Musik wurde perfektioniert und allein schon die Bandfotos bedeuteten eine Abkehr von Horrorthematiken und hin zum düsteren Feinsinn. Ein gehöriger Hauch Gothic lag in der Luft und elektronische Elemente gehörten von nun ab zum guten Ton. Natürlich sprechen wir auch bei diesem Album noch von extremem Metal, allein schon die Vocals von Tom Warrior bürgen dafür. Aber die Weiterentwicklung im Sound war unverkennbar. Das spaltete erstmals die Fangruppen, so daß es bereits hier einige Supporter der „alten“ Celtic Frost gab, die sich von der Band abwanden. Dennoch befinden sich auch auf „Into The Pandemonium“ einige Hits, die in einem Atemzug mit den Klassikern der ersten Alben genannt werden. Beispielsweise das Wall Of Voodoo-Cover „Mexican Radio“, „Mesmerized“, „Inner Sanctum“ (kam sogar später zu Videospiel-Ehren in einem Grand Theft Auto Teil), sowie „Babylon Fell (Jade Serpent)“.
Anstelle eines H.R. Giger Artworks gab's diesmal einen Auszug aus The Garden Of Earthly Delights von Hieronymus Bosch. Keine schlechte Wahl. Als Boni hat man für dieses Album Folgendes ausgewählt: „Sorrows of the Moon“, ein Pandemonium Session Track, ebenso wie „The Inevitable Factor“. Desweiteren noch „In the Chapel , In The Moonlight“ - ein Single Track aus The Collectors und noch „The Inevitable Factor“ mit alternativen Vocals. Aussergewöhnliches Material und sicherlich auch für Fans interessant, die das Original-Album bereits besitzen. Ach ja, Martin Ain war auf diesem Album zurück. Ein Umstand, den man immer mal wieder vergisst bei seinen ganzen Ein-und Ausstiegen. Liner Notes selbstredend auch hier vorhanden.
VÖ: November 1987 (original) / 30.06.2017 (Re-Release)
Label: Noise Records
CELTIC FROST - Vanity / Nemesis
Das letzte Album in dieser Wiederveröffentlichungs-Serie ist das Album „Vanity/Nemesis“ von 1990. Den Vorgänger „Cold Lake“, den selbst Tom Warrior heute mehr als peinlich empfindet, hat man wissentlich und auch zu Recht ausgespart, bot dieser Output doch Glam Metal, der so gar nichts mit den alten Celtic Frost gemeinsam hatte. „Vanity/Nemesis“ wurde als eine Art Rückbesinnung auf diese alten Zeiten angesehen. Allerdings konnte man diese typisch avantgardistische Art und die extreme Dunkelheit, für die Celtic Frost immer standen, nicht mehr auf das Album transportieren. Dagegen herrschten mehr Thrash und Classic Metal Einflüsse vor, bis hin zum Gothic. Kein schlechtes Album sicherlich, aber in der History der Schweizer eher nur am Rande interessant. Martin Ain fand sich nur marginal auf diesem Album in Form von ein paar Basslinien und Back Gesang ein. Vielleicht auch ein Umstand, warum die Rückkehr zum alten Sound nicht mehr funktionierte. Daran änderte auch die Reaktivierung des Ur-Drummers Stephen Priestly nichts. Mit Gitarrist Ron Marks und dem Bassisten Curt Victor Bryant konnte Tom Warrior zwei sehr gute Instrumentalisten gewinnen, die auch „Vanity/Nemesis“ ein gutklassiges Metalalbum machten, dem halt der Esprit der alten Celtic Frost fehlt. Wie immer mit stimmigen Liner Notes versehen gibt’s auch hier Bonusmaterial. Und zwar zwei Songs von der „Wine In My Hand“ EP, nämlich das David Bowie Cover „Heroes“ und „A Descent To Babylon (Babylon Asleep)“.
VÖ: April 1990 (original) / 30.06.2017 (Re-Release)
Label: Noise Records
CELTIC FROST - Innocence And Wrath (Best of)
Für alle, die sich erst einmal einen Überblick über das Werk von Celtic Frost verschaffen wollen, hat man mit „Innocence and Wrath“ im Züge der oben aufgeführten Veröffentlichungen eine sehr wertige Best-Of-Zusammenstellung herausgebracht, die quasi die besten Songs der vier besprochenen Alben plus diverser Bonusmaterialien enthält. Auch für den Besitzer der Alben sicherlich deshalb interessant, da auch hier neue Sleeve Notes und viel Bildmaterial vorhanden ist.
Die Wiederveröffentlichungen der Alben von Celtic Frost während der Noise Jahre sind ein umfassenden Paket über das Schaffen der Schweizer. Sehr detailliert und liebevoll gestalten von Tom Warrior selbst, bieten die Alben neben dem klassichen Songmaterial tolle Anekdoten, Szenebilder der damaligen Zeiten und viele Erklärungen zu einzelnen Songtiteln. Genau so stellt man sich Re-Releases vor, die sich von der Aufmachung alleine schon sehr adrett im CD Schrank machen. Ein umfassender Einstieg in die Welt von Celtic Frost, aber auch eine sinnvolle Ergänzung für den geneigten Fan. Es fehlt an nichts.