Interview mit Rob, Martin u. Simon von
CRIMSON SWAN
MCR: Hi, erst einmal danke für die Zeit, die ihr euch für uns nehmt...Crimson Swan, der Name war mir vor eurem Album „Unlit“ völlig unbekannt. Erzählt doch mal euren Werdegang bis hierher.
Rob: Sehr gerne. Wir sind Crimson Swan und spielen Goth-angehauchten Death-Doom-Metal, neuerdings mit einigen Funeral-Elementen. Die Band an sich existiert noch gar nicht so lange, eigentlich erst seit unserer ersten Veröffentlichung „Icon“, das Projekt wurde aber von mir, Simon und Marcos schon 2010 ins Leben gerufen. Stilecht, und das ist nicht erfunden, kam uns die Idee zu diesem Projekt in einer abgelegenen Waldhütte in der Nähe von Lüdenscheid. Die Einsamkeit hatte schon eine sehr beruhigende Wirkung auf uns, wirkte aber auf mich auch teilweise beklemmend. Diese Gefühle musikalisch auszudrücken wurde zu meinem erklärten Ziel dieser Band.
Nachdem wir uns nun also ausreichende Eindrücke in dem Wald geholt hatten sprudelten die ersten Songideen raus und so kam es, dass wir irgendwann „Icon“ aufnahmen und veröffentlichten. Was anschließend geschah überraschte uns schon ein wenig, denn das Ganze nahm ordentlich Fahrt auf. Es folgten erste Gig-Anfragen und nun stehen wir hier.
MCR: „Unlit“ ist ein fantastischen Album geworden, voller Emotionen. Euer Stil ist nicht ganz so leicht einzuordnen. Wie würdet ihre eure Musik am ehesten umschreiben ?
Simon: Zunächst mal vielen Dank für die Blumen. Die meisten Reviews beschreiben unseren Stil als atmosphärischen Death-Doom mit Gothic- und Funeral-Doom-Einflüssen. Das trifft es auch von uns aus gut.
Rob: In der Tat sind wir im direkten Vergleich mit „Icon“ musikalisch etwas breiter aufgestellt, was gefühlt ganz ok ist, andererseits kann eine große Bandbreite auch schnell zum Nachteil werden und eben auch dazu führen, dass man nicht ganz so leicht einzuordnen ist. Ich bin mir daher relativ sicher, dass die zukünftigen Veröffentlichungen etwas zielgerichteter sein werden. Für mich geht’s dabei eindeutig wieder mehr in die Richtung Death-Doom.
MCR: Warum ausgerechnet der „Schwan“ ? Verbindet ihr etwas Besonderes mit diesem, zugegebenermaßen grazilen, Tier ?
Rob: Das ist immer schwer zu beschreiben. Für mich haben Schwäne etwas majestätisches und unnahbares, gleichzeitig sind sie auch sehr verletzlich. Die Dualität, die sich aus solchen Vergleichen ergibt, hat mich schon immer fasziniert, denn im Grunde sind uns Schwäne nicht sehr unähnlich. Außerdem wird der Schwan in der Mythologie häufig als Symbol für Anmut, aber auch für Tragik und Tod interpretiert, das passt hervorragend zu unserer Musik.
MCR: Simon, du singst sowohl die cleanen, ruhigeren Gesangslinien und übernimmst zudem die Growls. In vielen Band gibt es hierfür zwei verschiedene Sänger. Ich denke, das „Umschalten“ von ruhigeren Parts zu den heftigen ist nicht immer ganz einfach. Auf Platte funktioniert das ja gut, wie wir hören können. Aber gibt es hier nicht eventuell in der Live-Umsetzung ein Problem ?
Simon: Hm, eigentlich nicht. Gefühlt bereitet mir das Umschalten von cleanen auf gegrowlte Vocals auch live keine Probleme. Ich hoffe, die Zuschauer sehen das genauso, aber bisher kamen glücklicherweise keine Klagen :). Schwieriger ist da eher die Umsetzung der mehrstimmigen Vocals, denn das kann ich auf der Bühne ja schlecht alleine machen. Daher übernehmen bei Gigs Martin und Jakob die Backing-Vocals.
MCR: Die Songs auf „Unlit“ sind sehr düster gehalten und von trauriger Schönheit ummantelt. Wovon handeln Lieder wie „A Waterfall of Sorrow“ oder „Unlit“ ? Für mich sind die Songs nicht zu depressiv gehalten, sondern verströmen immer wieder auch positive Vibes. Würdet ihr dem zustimmen ?
Rob: Tja, also wenn man die positiven Vibes aus der Düsternis noch irgendwie heraushören kann haben wir alles richtig gemacht. Beim Songwriting beschäftige ich mich viel mit Enge, Zerwürfnis, Zweifel, Angst, versuche mir aber auch stets einen „Ausweg“ zu bauen. Deswegen würde ich uns nicht zu den typischen Vertretern des Genres zählen. Wir sind alle gut drauf und relativ durchschnittlich. Es gibt keinen wirklichen Grund für uns, zu depressiv wirken zu wollen.
MCR: Die gemalte Figur auf eurem Albumartwork, zeigt bildhaft eine zerbrechliche Person in fast embryonaler Haltung. Wolltet ihr mit dieser Umsetzung etwas Spezielles ausdrücken oder fandet ihr einfach nur das Artwork gut ?
Rob: Natürlich soll das Artwork eine kleine Botschaft senden und auch einen visuellen Eindruck vermitteln, was die Scheibe liefert. Das ist uns, oder besser gesagt unserem Jakob mit dem Artwork besonders gut gelungen, denn vermutlich erwartet keiner allzu fröhliche Vibes bei der Betrachtung des Covers. Gleichzeitig ist es aber auch eine Darstellung wie sich immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft fühlen: ausgebrannt, gebrochen und traurig.
MCR: Auf dem Album sind auch noch andere Stimmen außer Simon zu hören. Phil Kruppa von Ophis beispielsweise. Aber auch eine weibliche Stimme, die ab und an im Duett auftritt. Ich weiß jetzt nicht genau, ob es sich dabei um die im Booklet genannte Imanthi Gräflich Monard (toller Name auch !!) handelt, aber auf jeden Fall passt die weibliche Stimme gut zur Atmosphäre. Werdet ihr dieses Stilmittel auch zukünftig verwenden ?
Simon: Das kann man nicht planen. Wir werden jetzt nicht auf Teufel komm raus versuchen, weiblichen Gesang einzubauen, aber wenn wir das Gefühl haben, dass es zu einem Song passt, ist es sicherlich möglich.
Rob: Die Wahrheit über die weibliche Stimme (es handelt sich tatsächlich um die besagte Imanthi) ist, dass es eher ein Zufallsprodukt war. Ich habe mit Imanthi vor einiger Zeit für eine andere Produktion im Studio arbeiten dürfen und dabei kam mir die Idee, sie für einige Akzente auf „Unlit“ einzusetzen. Da es sehr gut gepasst hat haben wir das Ganze so übernommen. Eine Gewohnheit soll es allerdings nicht werden. Wie Simon es schon treffend formuliert hat: wenn es passt, ist es sicherlich möglich.
MCR: Welche Einflüsse musikalischer Art werden bei Crimson Swan verarbeitet ? Immerhin gibt es im Sound mit Doom-/Death-/Progressive Rock-Elementen und..ja, auch dezente Gothic Rock Anleihen zu hören. Wie sind die einzelnen Musiker hier aufgestellt ?
Rob: In unserer Band-Playlist existiert fast alles. Angefangen bei Folk, Rock, Pop, natürlich Metal in allen Varianten. Das ergibt eine recht spannende Mischung. Ich halte nichts davon möglichst genrespezifisch und „true“ zu bleiben oder eben ums Verrecken Klischees zu erfüllen oder eben nicht zu erfüllen, wenns geil klingt und wir das für gut befinden kommts auf die Platte.
Martin: Ich habe recht wenige direkte Einflüsse, sondern spiele eher, was mir gerade einfällt oder orientiere mich an dem, was mir Rob und Simon zu ihren Songs vorgeben. Ich höre aber recht breit gefächert verschiedenste Musikstile, die auch gerne etwas progressiver im Drumming sein dürfen.
MCR: Zu dem Song „Accusations“ gibt es auch ein Video von euch, in dem das Ableben jedes einzelnen Musikers durch Frauenhand zu sehen ist. Ich komme nicht umhin, das Video irgendwie als Slapstick einzuordnen. Ich denke, ganz ernst gemeint ist dieses Video nicht, oder ?
Simon: Im Verbund mit dem Songtext soll schon eine kleine Geschichte erzählt werden, aber es ist definitiv eine gute Portion schwarzer Humor dabei.
Rob: Das Video entstand für ein Projekt während meines Bachelor-Studiums und ist definitiv zum größten Teil ein Ergebnis von intensivem Brainstorming. Das initiale Problem bei einem Video von der Länge ist, es möglichst sinnvoll mit Inhalt zu befüllen und gleichzeitig auch ein wenig Handlung zu bieten. Klar, das Thema wirkt nach einiger Zeit auch auf mich etwas abgedroschen, wenn wir aber danach gehen gäbe es recht viel in der Metal-Szene was eher zu dem Begriff „Slapstick“ passt.
Martin: Ich möchte an dieser Stelle einen Bekannten zitieren, der da schrieb: „Sich über Metal lustig machen geht für mich gar nicht.“ Das sehe ich ganz genauso.
MCR: Wie sieht es bei euch an der Live-Front aus ? Steht eventuell eine kommende Tour an, oder gar Festival-Auftritte ?
Rob: Also das ein oder andere steht schon an und vieles ist in der Planung. Auf eine eigene Tour werden wir noch etwas warten müssen, stehen aber gerne als Support zur Verfügung. Bis dahin fokussieren wir uns auf die „Dutch Doom Days“, auf denen wir dieses Jahr auftreten dürfen.
MCR: Die Albumaufnahmen haben ja schon vor einem Jahr begonnen. Gibt es zwischenzeitlich schon neues Songmaterial, welches ihr geschrieben habt?
Simon: Wir fangen so langsam wieder an, neue Ideen zu sammeln, aber es wird wohl noch eine Weile dauern, bis etwas wirklich spruchreifes dabei herauskommt.
MCR: Ich denke, um solch relativ düstere Musik spielen zu können, muß man in gewissem Maße in diese Welt eintauchen. Seid ihr auch abseits der Musik eher nachdenklicherer und dunklerer Natur, oder könnt ihr auch durchaus die Sau rauslassen und ordentlich abfeiern ?
Martin: Wie, „oder“? Selbstverständlich beides! Als Metaller gehört natürlich dazu, ab und an ein bis drei Bierchen zu heben und laute Musik abzufeiern, andererseits wage ich zu behaupten, dass keiner angefangen hat, Metal zu hören, weil ihm die Sonne aus dem Arsch scheint und Blumen im Haar wachsen. Je nach Gemütslage überwiegt bei mir eben der eine oder der andere Teil und so haben gerade die schwermütigen, düsteren und existenzverneinenden Metal-Spielarten für mich auch kathartische Bedeutung, um die eigene Niedergeschlagenheit zu kanalisieren.
MCR: Mit Quality Steel Records habt ihr ein blutjunges, aufstrebendes Label im Rücken. Ich denke, der Enthusiasmus, mit welchem solch junge Labels an die Sache herangehen, kann einer Band wie Crimson Swan nur gut tun, obwohl deren Möglichkeiten vorerst eventuell noch etwas begrenzt sind. Was meint ihr ?
Rob: Von begrenzten Mitteln haben wir bisher nichts bemerkt. Wir sind recht zufrieden mit der Arbeit von QSR und würden uns jederzeit für das Label entscheiden. Letztendlich ist uns ein Label mit „persönlichem Feeling“ lieber, als ein großes Label, bei dem wir nur eine weitere Band in der Statistik sind.
MCR: Wenn ihr die Wahl hättet, entweder in Wacken zu spielen oder auf dem Hammer of Doom, wie würdet ich euch entscheiden ?
Martin: Ich war auf keinem der beiden Festivals, würde aber vermutlich lieber auf letzterem spielen. Ich mags eher klein und familiär und möchte in diesem Zusammenhang mal die damalige Verantwortlichen dazu nötigen, das DFP-Open-Air wiederzubeleben.
Rob: Ich würde vermutlich auch letzteres wählen mich aber keinesfalls gegen Wacken wehren. :) Das Problem ist jedoch, dass man als kleine Band kaum noch eine Chance hat auf größeren Festivals zu spielen. Leider geht’s ab einer gewissen Größe nur noch um Kohle, da bleibt das Herz auf der Strecke.
MCR: Um das Interview abzuschließen am Ende wie immer die Frage: Was kommt als nächstes bei Crimson Swan ?
Rob: Gigs, Gigs und äh Gigs. Wir wollen viel live spielen in nächster Zeit und unser Album möglichst erfolgreich vertreiben. Nebenher werden wir natürlich auch an Material für das nächste Album arbeiten. Ansonsten lassen wir uns gerne überraschen wohin uns der Schwan noch so hinführt.
MCR: Vielen Dank.
Autor für Monkeycastle: Kerbinator
Video zu "Accusations"
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