Interview mit Philipp Wilken von HELLHEAD

 

MCR: Hallo Philipp !! Danke für die Zeit ein Interview mit MCR zu führen...

Philipp, ihr habt kürzlich euer selbstbetiteltes Album rausgebracht. Die Musik ist schwierig zu kategorisieren. Wie würdest du eure Musik am ehesten beschreiben ?

 

Phillipp: Moin Kerb,

Als Eingangsfrage habe ich so was ähnliches erwartet, hahahaha.....Wir haben selber ein wenig Schwierigkeiten, unseren Musikstil einzuordnen (lach) - das überlassen wir anderen. Das liegt zum einen daran, daß wir uns selber nicht überfrachten wollen, also unseren Fähigkeiten entsprechend spielen (Räusper'*') und zum anderen daran, daß wir alle einen ganz unterschiedlichen musikalischen Background/erlernten Fundus haben. Ralle, unser Drummer, ist am ehesten im Stoner-Rock zuhause und hört oft The Who, Fuxx ist mehr im melodischen Metal ansässig, hört aber gern auch mal derben Punk, Mattes ist unheimlich (!) breit aufgestellt und hört einfach "gute" Musik und meine Wenigkeit kommt eher aus dem Bereich Brutal-Death-Metal-Klassik-Flamenco-Jazz. Alle haben, bis auf meine Person, keine klassische musikalische Ausbildung, sondern lernten ihr Handwerk auf Konzerten und Plattenrillen. Mehr oder minder autodidakt also. Um doch einmal diese "heiße Eisen" der Selbsttitulierung anzufassen: Irgendwas zwischen Metal, Punk, Hardcore, Rock. Immer gepflegt auf die 12, dabei aber zweistimmig, mit deutschen Texten, Küstenflair und ganz viel Spass dabei.

 

MCR:  Brutal-Death-Metal-Klassik-Flamenco-Jazz......aha. Ok. Eigentlich ist der Name HELLHEAD ja sehr eingängig. Wundert mich, dass bisher noch niemand auf diesen Namen gekommen ist (glaub' ich zumindest). Habt ihr mal nach dem Namen gegoogelt, oder wer hatte diese einfache, aber geniale Idee ? Was ist eigentlich ein HELLHEAD ?

 

Philipp: Mattes ist darauf gekommen. Den Grund verraten wir aber nicht (hehe). Vielleicht sollten wir mal ein Quiz daraus machen, hahaha… ja, das ist doch eine gute Idee (lacht sich tot). Es gibt eine Pantera-Coverband aus Texas US, die den gleichen Namen hat, aber sonst wohl eher eine untergeordnete Rolle spielt und auch keine Verwechslungsgefahr darstellt. Insofern stehen wir nicht ganz allein da. Allerdings kann man sagen, dass wir mit diesem Bandnamen (aufgrund seiner Eingängigkeit und Einfachheit) unheimlich Glück gehabt haben und quasi "dem Affen in den Arsch" geschaut haben. Hör dir unseren Song H.E.L.L.H.E.A.D. an. Darin besingen wir das, was unserer Meinung nach ein HELLHEAD ist. Es beschreibt keine reale Person, eher ein Gefühl. Es spielt keine Rolle, wer oder was du bist, darstellst, werden willst oder andere von dir wollen, dass du wirst. Es gibt mehr auf der Welt, als sich Zwängen Dritter hinzugeben oder sich in irgendeiner anderen Art zu verbiegen. Es geht um die Lust am Leben und die Vielfalt, egal welcher Art. "Mehr als das was du hörst oder was du siehst - H.E.L.L.H.E.A.D. steht hier für 'Liberty' ". Jeder kann ein HELLHEAD sein.

 

MCR: In euren Texten leugnet ihre eure Herkunft nicht, warum auch. Eine rauhe Ader, wie eben die rauhe See ist deutlich zu spüren und lässt die Songs ernster, ja teilweise melancholisch wirken. Mit Shanti Chören hat das wenig zu tun, ha ha. Wer schreibt denn die Songs bei euch und worüber schreibt ihr bevorzugt ?

 

Philipp: Stimmt. Wir sind alle ziemlich heimatverbunden. Neben Bodenständigkeit und Anpacken können, liegt die von dir angesprochene Melancholie hier wohl in der Luft ;-). Auch wenn Mattes und Fuxx die meisten Songs anschleppen sitzen wir musikalisch alle am Songwriting. Mal hat der eine das Riff, mal der andere den Anschlag oder den Beat. Oft wird eine Idee in den Proberaum gebracht, ausprobiert und dann zu Hause weiterentwickelt. Beim Zusammenspiel fließen dann die Ideen der einzelnen Bandmates zusammen zu einem Song. Allerdings betreiben wir teilweise ein fortlaufendes Songwriting (was manchmal auch ein wenig anstrengend ist ), welches erst beendet wird, wenn der Song auf einer CD verewigt ist. Wenn du denkst, der ist im Kasten, kommt einer mit 'ner minimalen Änderung um die Kurve. Die Texte kommen von Mattes. Als Shouter ist er verantwortlich für die Gesangslinien von HELLHEAD. Daher ist er auch derjenige, der schreibt. Schließlich muss er ja sein Gitarrenspiel auch mit dem Gesang arrangieren. Aussage- und Inhaltstechnisch stoßen wir alle annähernd in gleiche Horn. Inhaltlich schreibt Mattes über das, was um uns herum so passiert und was uns möglicherweise auch stört (regional als auch weltweit). Natürlich hat unser Flecken Erde hier an der Nordsee einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Texte. Möglicherweise kommen auch deshalb gerade einige Texte etwas "ernster/rauher" rüber. Aber auch textlich gilt: "Hör zu und hab 'ne gute Zeit" !!

 

MCR: Ne gute Zeit hat man definitiv, wenn man eure Songs hört. Veredelt hat diese Jörg Uken, der auch schon mit Größen wie God Dethroned oder Dew-Scented gearbeitet hat. Wie kommt man an den ?

 

Philipp: Wie die Jungfrau zum Kind. Ne, Spaß beiseite. Jörg Uken war mir von den unzähligen, fetten Death-Metal-Produktionen, die er gefertigt hat, als Basis für 'nen geilen Sound im Hinterkopf geblieben. Das ein oder andere Musikerfachgespräch in unserem Dunstkreis im Hinblick auf die zukünftige Produktion unserer Scheibe hat da auch schon mitgeholfen. Wir haben teilweise sehr lange und ausgiebig über die Studiowahl diskutiert. Es gab mehrere Optionen. Schlussendlich haben dann per Mail Kontakt mit Jörg aufgenommen und bekamen auch sehr kurzfristig Antwort und wir haben uns für ein Vorgespräch im Soundlodge Studio getroffen. Die entspannte Art und das Ganze drumherum von und bei Herrn Uken hat uns nachhaltig beeindruckt. So stand für uns kurze Zeit später eindeutig fest, wo wir "tapen" werden. Das Gefühl enttäuschte uns auch dann nicht, als wir im Studio standen. Wir waren gut aufgehoben. Jörg selber als Profi-Schlagzeuger (der sitzt unter anderem bei Stormwarrior und Nightfall aus Griechenland an der Trümmerbude) vor dem Herrn, gab uns auch den ein oder anderen hilfreichen Tipp während der Aufnahmen. Nette Atmosphäre, das ein oder andere Bier und jede Menge Spaß bei der doch ziemlich anstrengenden Arbeit (schaut euch das Video an: http://www.youtube.com/watch?v=Ox0lemAut5I ). Das Ergebnis hat uns dann aber komplett aus dem Anzug gehauen. Jörg hat es verstanden, unseren Sound so zu konservieren, daß wir selber sehr überrascht waren und es teilweise immer noch sind. Geile Location, die wir unbedingt weiterempfehlen können. In absehbarer Zeit wird es auch neues aus der Collaboration Soundlodge/Hellhead geben. Seid gespannt...

 

MCR: Da du es gerade Videos erwähnst...Ihr habt eines zum Song "Boom Boom" gedreht. Meiner Meinung nach wirkt das Video sehr profesionell und gibt einen guten Eindruck der Stimmung von Hellhead wieder. Mußtet ihr hier richtig Geld in die Hand nehmen oder gibt die Technik heute so viel mehr her, daß man auch mit geringeren Mitteln professionell aussehnde Videos drehen kann ? Erzähl doch mal ein bißchen was vom Dreh...

 

Philipp: Quasi aus dem Nähkästchen ?? Die Produktion eines solchen Videos (zwei Drehtage) kostet inkl. aller Nebenkosten ungefähr 5-7.000,00 Euronen (das geht aber auch deutlich teurer...). Da wir aber den Kameramann und Producer, die Jungs vom Licht & Tonstudio als auch den Skipper des Schiffs mit Alkohol und griechischem Essen bestochen/betäubt haben, ist die Budgetierung deutlich geringer ausgefallen. Über die genauen Kosten wurde aber Stillschweigen vereinbart. Heiko Krebs (www.filmerei.com) sowie Danny & Mike vom www.audiostudionord.de haben einen nicht in Worte zu fassenden, endgeilen Job gemacht. Wir haben uns für die In-Room-Aufnahmen an einem Sonntag früh morgens getroffen, vorbereitet und den ganzen Tag gefilmt. Die Aufnahmen sind tatsächlich aus HELLHEADs Cavern', unserem Stützpunkt und Proberaumrefugium. Insgesamt haben wir zwei Tage gedreht. Den zweiten Filmtag haben wir an der frischen Luft verbracht. Die Außenaufnahmen sind direkt an der Küste (Hooksiel, Schillig, Neuharlingersiel) und auf hoher See auf dem Schiff 'Niemals Zurück' entstanden. Ob wir tatsächlich rausgefahren sind und danach das Schiff in die Luft gejagt haben, ist und bleibt ein Geheimnis. Macht euch ein Bild unter http://www.youtube.com/watch?v=AV0gXdg-Yno . Den Rest hat Heiko in seiner Zauberbude entstehen lassen. Wir sind unbändig stolz auf das Ergebnis. Generell sind wir mit der augenblicklichen Stand der HELLHEAD-Aktivitäten zufrieden. Es ist gar nicht so einfach, das alles unter einen Hut zu bekommen, zumal wir alle "nebenbei" noch Vollzeitjobs und Familie haben. Vor dreieinhalb Jahren hätte keiner von uns dran geglaubt, dass wir einmal ein E-Mail-Interview machen, geschweige denn 'ne Scheibe rausbringen, uns 12 Wochen in den Newcomercharts halten (Endposition Platz 6 !!!! \m/ !!!!), unseren HELLHEAD-Fernsehkanal befeuern, unsere eigene Shirt-, Hoodie- und Lifestyle-Kollektion (auf Wunsch bekommt ihr sogar HELLHEAD-Sneaker inkl. Badge) präsentieren und ein bombastisches Video am Start haben. Unsere CD ist neben den Merch-Artikeln weltweit erhältlich (Amazon hat wieder CD's am Lager). Wir sind auf allen mehr oder minder bekannten Video-Plattformen (youtube, vimeo, myvideo etc.) vertreten, unser 'Kurzfilm' läuft bei MTV und GoTV. Seit neuestem sind wir auch im Reich der Mitte (China !!!!) vertreten. Unsere Songs laufen in Deutschland (Radio21, Radio Jade usw.) und in den USA, Australien und Panama (!) in Radiorotationen (unter anderem auch im Lifestream unter www.rockersdive.com, www.trevorrocksdenver.com etc.). Mittlerweile gibt's sogar 'ne HELLHEAD-App für Smartphones. Den Link und den QR-Code dazu findet ihr auf unserer Seite (www.hellhead.de). Wir sind auf dem besten Weg, HELLHEAD als Marke etablieren....und wir sind noch lange nicht am Ende angelangt....

 

MCR: Na, das war doch mal ne ausführliche Werbekampagne in eigener Sache. Schon beeindruckend. Aber...wie geht's denn mit musikalischen Aktivitäten weiter ? Das Altstadtfest in Jever habt ihr ja bereits zerstört. Habt ihr Ambitionen auch überregional zu agieren....immerhin habt ihr ja, wie erwähnt, alle Vollzeitjobs. Sicher nicht so einfach....

 

Philipp: Nach dem Altstadtfest in Jever kam noch das eigentliche Highlight unserer Mini-Tour. Wir haben einen Tag später auf dem Stadtfest in Aurich (Welthauptstadt Ostfrieslands) vor knapp 600 Leuten gespielt. Es hat uns Riesenspaß gemacht, die Gegend musikalisch zu verschönern. Dem Publikum offenbar auch. Zurzeit haben wir uns ein wenig zurückgezogen. Zum einen aus den hauptberuflichen Gründen und zum anderen, weil wir fleißig dabei sind, neue Songs zu schreiben. Wir sind regelmäßig im Proberaum und probieren neue Dinge aus. Wir holen quasi Luft, um uns neuen Aufgaben bei HELLHEAD zu stellen. Das Ergebnis dieser Arbeit wird Ende Januar 2015 im Soundlodge Studio veredelt. Wir werden 2015 die zweite HELLHEAD-Scheibe auf den Markt bringen. Wie diese dann letztendlich gestaltet wird, bleibt bis zur Veröffentlichung ein streng gehütetes Geheimnis. So viel steht fest, es wird einige Dinge geben, die bei der ersten CD anders waren. Lasst euch überraschen. Wenn es uns technisch, als auch finanziell irgendwie möglich ist, irgendwo zu spielen, machen wir das. Es ist uns eine willkommene Abwechslung bei der augenblicklichen Arbeitssituation. Her mit den Angeboten !!! Gerne wollen wir mal über den Weisswurstäquator ;-) !

 

MCR: Vor 600 Leuten auf einem Stadtfest zu spielen ist sicherlich eine coole Sache und bringt einen der breiten Masse näher. Wenn man die Leute dann auch noch überzeugen kann, hat man vieles gewonnen. Generell ist eure Heimat ja nicht gerade als Nabel der Rockszene bekannt. Am ehesten kennt man hier wohl noch die Power-Metaller von Mob Rules. Kennt ihr die eigentlich persönlich ? Wenn man in die Tiefe geht erkennt man aber sicherlich eine florierende Rockszene in Ostfriesland und Umgebung. Wie beurteilst du die Szene bei euch ?

 

Philipp: Richtig. Mob Rules ist das Aushängeschild des Metals hier im Norden. Wir haben mit den Jungs letztes Jahr zusammen auf dem Wochenende an der Jade gezockt. Wir kennen die Herrschaften, wir tauschen uns aus. Den ein oder anderen guten Tipp haben wir von den "alten Hasen" bekommen. Und hahaha.... falsch. Historisch betrachtet ist unsere Gegend sehr wohl der Nabel der schweren, metallischen Musik. Und nicht nur der. Einige andere, mitunter tolle Bands haben hier ihren Ursprung als auch einzelne Musiker, die heute bei Helene Fischer, Howard Carpendale, Rosenstolz (split up) oder diversen Musicals spielen. Pete Koobs zum Beispiel, Mitbegründer von Salem's Lot (in the mideighties), begnadeter Gitarrero, spielt jetzt für nicht unerhebliches Entgeld (glaub ich) für oben angeführte. Ralf Lübke, 'Head' of Colour Red, später auch bei Rosenstolz und jetzt Monkeyman (Britpop) und schrieb Songs für die 'No Angels' , war mein Fussballtrainer und ich hab als kleiner Pöks (mit 14) bei denen im Proberaum rumgelungert. Dann gab es noch Crossroads. Unzählige Abende haben wir zusammen, teilweise sturzbesoffen im Ritz (ehem. Musikneipe in Wilhelmshaven) verbracht. Die waren in Japan unterwegs. Allein als Headliner und auf einer zweiten Tour mit Running Wild. Jetzt spielen Teile der Band bei Love.Might.Kill. mit Michael Ehre (Gamma Ray) am Schlagzeug. Die "Shoemaker-Brüder" (oder auch die deutschen Gallaghers -> Oasis), Wilhelmshavener Musiker-Urgesteine spielten zusammen in einer Band Namens 'Gum' (mit Alanis Morrisette, Dido, Chris Rea auf Tour gewesen), zogen irgendwann nach Berlin und machen jetzt Mucke mit dem Produzenten der Beatsteaks und Jovica Jeftic (Joe Cockers Gitarrist). Eine meiner ersten Bands waren die 'Blutorangen'. Dave Bach und die Grujowski-Brüder (R.I.P Majanco) von den 'Orangen' verdienen sich heute das Geld als weltweit gefragte Studio- und Sessionmusiker. Dave hat seine eigene Musikschule und führt diese mit Erfolg. Nicht zu vergessen sind die ganzen, geilen Death-Metal-Combos hier aus der Gegend (Nailed to Obscurity, Monster, Assorted Heap, Weak Aside, usw.). Obscenity waren und sind eine Macht. Mit Measly Corpse (mit besten Kontakten zu Vader - Polen) -> jetzt Mental Killing Spree (Brutal-Death-Metal) habe ich meine ersten Gehversuche im Todes-Blei gemacht. Ich könnte die Liste jetzt noch unbestimmt weiterführen. Zu allen haben wir mehr oder minder guten Kontakt und sind befreundet. Die heutige Szene ist allerdings deutlich unübersichtlicher geworden. Die Social-Media-Plattformen tragen ihren Teil dazu bei. Hier gibt es ja sonst nicht so viel Tolles zu erleben, also machen die Jugendlichen Mucke. Von Crust-Core bis Hard-Rap ist alles dabei. Daher das Wort 'Unübersichtlich'. Es gibt eine Menge guter Nachwuchsbands, die wir teilweise auch fördern (Tim Akustik etc.). Maddin, der ehemalige Bassist von HELLHEAD, organisiert jedes Jahr zum Altstadtfest in Jever eine Jugendbühne, auf der eben solche Nachwuchstalente das Selbige präsentieren können. Geile Sache.

 

MCR: Heutzutage schicken sich viele Bands ihre Songideen per Mail oder sonstigen Formaten gegenseitig zu, um diese weiter auszuarbeiten oder einfach um diese einzuüben. Wie wichtig ist für euch die Zusammenkunft im Proberaum und das gemeinsame Proben und Ausarbeiten von Songideen ? Ich habe das Gefühl, in der heutigen Zeit ebbt das immer mehr ab....

 

Philipp: Das digitale Zeitalter macht keinen Bogen um HELLHEAD. Auch wir schicken uns das, was im Proberaum aufgenommen wurde, per Mail zu oder laden das in die Cloud und arbeiten daran zu Hause weiter. Allerdings geht es uns bei solchen Sachen eher um die Verfestigung und die Nachhaltigkeit (in unserem Alter kann "man" schon mal das ein oder andere vergessen . Wir sind da eher "old school" und treffen uns einmal pro Woche im Raum. Diese Treffen selber sind uns allein schon wegen des Austausches "visavis" untereinander sehr wichtig. Wenn's dann auf Gigs geht, sind wir dementsprechend öfter drin. Wir haben glücklicherweise auch einen etwas "anderen" Proberaum. Uns steht ein wenig mehr an Platz und Wohlfühlatmosphäre (Erlebniswelt Proberaum) zur Verfügung. Diese Kultur, in sofern muss ich dir rechtgeben, kommt ein wenig abhanden. Du kannst nicht alles via Skype oder Mail besprechen. Es ist ja auch nicht so, dass wir ungern mit den jeweils anderen zusammen sind. Es wächst ja auch eine dementsprechende Vertrautheit und Freundschaft an solchen Abenden. Andere Leute gehen zum Sport - wir gehen so richtig Dampf ablassen und es kommt dabei noch etwas raus.

 

MCR: Das hört sich an, als wärt ihr eine eingeschworene Gemeinschaft. Dann erzähl doch mal wie ihr euch kennengelernt habt und wie das mit Hellhead alles begann....

 

Philipp: Fuxx und ich kannten uns schon aus dem gleichen Betrieb, in dem wir gearbeitet haben. Zu dem Zeitpunkt spielte ich noch Gitarre bei fertile.soil.of.violence. (zusammen mit meinem Tätowierer Mirko) und Fuxx zusammen mit Ralle, Maddin und Mattes bei HELLHEAD. Allerdings haben Ralle, Fuxx und Mattes davor bereits bis 1995 zusammen bei Broken Confidence gezockt. HELLHEAD ist Ende 2010 mehr aus Zufall entstanden, denn eigentlich ging es nur um eine einmalige Session…Die sorgte aber dafür, dass alle wieder angefixt waren. Maddin konnte irgendwann seine Arbeit, Familie und Beruf nicht mehr mit der Mucke unter einen Hut bringen und hat bei HELLHEAD "gekündigt". Daraufhin hat HELLHEAD mehrere Bassisten ausprobiert, kam dabei aber nicht so wirklich auf einen grünen Zweig. Fuxx hat mich dann gefragt, ob ich denn statt Gitarre auch Idiotenharfe spielen würde/könnte. Wir haben uns für einen Abend im Proberaum getroffen (ich hatte mir lange vorher mal 'nen Bass besorgt -> damit ich einen hab) und ein wenig gezockt. Vielmehr habe ich mir den Krams angehört, den die Junx so machen. Die Woche drauf war Maddin mit da, um mir einige Licks und Läufe zu zeigen. Ich hab's dann adaptiert und so "isses geschehn". An dem Abend bekam ich dann noch 'ne CD mit Aufnahmen und die Ansage mit auf den Weg, in 14 Tagen ist 'n Gig. Bis dahin musste alles sitzen. OK... hab ich so gemacht und seitdem spielen wir zusammen. Passt, wackelt, hat Luft. Da wir alle auch privat, wie in der Frage vorhin beantwortet, allesamt einen grundverschiedenen Hintergrund haben, ist das Zusammenspiel schon geil und macht immer wieder Spaß...

 

MCR: Idiotenharfe....auch geil. Wie kommt ihr eigentlich an Gigs ran ? Werdet ihr angefragt, oder bietet ihr euch an ? Könnte mir vorstellen, daß ihr generell alles selbst macht, oder ?

 

Philipp: Teilweise so, teilweise so. Wir sind auf verschiedenen Plattformen "eingeschrieben", die sich zum Hauptaugenmerk die Gigvermittlung gemacht haben. Teilweise können wir uns dort, je nach Filtermöglichkeit, für Auftritte bewerben. Größtenteils läuft's aber tatsächlich über uns und über Mundpropaganda. Wenn uns jemand zocken gesehen hat und es für gut befunden hat, erzählt der/die das weiter und so vergrößert sich der Kreis, in dem wir spielen können. Unsere Fans fragen oft an, ob wir nicht da oder dort zocken wollen. Andere Bands fragen nach 'ner Support-Band. Die Social-Media-Plattformen wie Facebook oder Twitter bieten auch eine gute Möglichkeit, sich Konzertagenturen vorzustellen. Die ein oder andere Booking-Anfrage kommt dann auch direkt über solche Medien. Ob wir dort dann spielen, entscheiden aber wir. Für uns ist es sehr wichtig, dass das Gesamtpaket einer Gig-Möglichkeit für uns passt, nicht etwa das Geld. Mittlerweile haben wir die Hellhead Heavy Industries LLC vorgeschaltet, da der administrative Aufwand an Verwaltungsaufgaben immens gestiegen ist. So können wir losgekoppelt vom Business immer noch das machen oder lassen, was wir wollen. Funzt ganz gut...

 

MCR: Das musst du jetzt aber mal genauer erklären. Was bedeutet Hellhead Heavy Industries LLC ? Was wird da gemacht, wie funktioniert das ?

 

Philipp: Die "Hellhead Heavy Industries LLC" (Limited Liability Company) ist die Rechtsform von Hellhead. Auch wir unterliegen dem Steuer- und Finanzrecht (Gema, Einnahmen von Konzerten, CD-Verkäufen usw.). Die LLC dient hier in diesem Fall der rechtlichen Absicherung als auch als angemessener Vertragspartner für Labels, Booking-Agenturen etc.. Des Weiteren übernimmt die Firma (Company) alle verwaltungstechnischen Sachen wie Web 2.0, Presseinformationen, Merchverkauf, Buchhaltung und alle anderen Backoffice-Aufgaben. Es ist gegenüber einer GbR (häufige Rechtsform von Bands) deutlich sicherer, die einzelnen Mitglieder zu schützen. Wir haben des Weiteren durch die Wahl dieser Rechtsform internationales Handelsrecht als Grundlage.

 

MCR: Das hört sich recht geschäftstüchtig an. Inwieweit sind die Bandmitglieder in die Arbeit involviert, oder läuft das komplett extern ?

 

Philipp: Das läuft intern. Wir sind HELLHEAD und HELLHEAD ist unsere Projekt- und Ideenschmiede. Daraus entstehen viele Dinge bzw. Produkte. Wenn dann ein Produkt (neuer Song, neuer Merchartikel o. ä.) fertig ist, liegt es an der HHI (also an mir…hähähä…) dieses medientauglich zu platzieren. Da ich einen kaufmännischen/marketingtechnischen Hintergrund besitze, macht das natürlich Sinn. Bevor aber etwas platziert wird, schnacken wir das natürlich ab. Trotz der vielen Arbeit drumherum hat bisher die eigentliche Aufgabe von HELLHEAD, nämlich geile Songs zu schreiben !!, noch nicht darunter gelitten.

 

MCR: Hört sich interessant an. Jetzt aber mehr zur Technik. Trotz der relativen Einfachheit und leichten Punkorientierung in der musikalischen Umsetzung schimmert beispielsweise immer mal wieder ein feines, metal-lastiges Gitarrensolo durch. Ich denke mal....von Fuxx. Hat bei euch jemand musikalische Ausbildung genossen, oder bringt ihr euch immer alles selbst bei ?

 

Philipp: Richtig....von Fuxx. Alle von uns haben irgendwann einmal das Spielen auf einem Instrument von jemandem anderen gezeigt bekommen. Den "richtigen klassischen" Musikunterricht mit Noten lesen, komponieren im klassischen Sinne und Interpretationsaufgaben auf verschiedenen Instrumenten (Klavier, Trompete, Violine etc.) habe aber nur ich genossen. Das allerdings auch "nur" 10 Jahre lang. Danach habe ich mir meine erste E-Gitarre gekauft und meine Eltern meinten, dass ich dann auch zukünftig selber für die musikalische Ausbildung sorgen könnte...hahaha. Alles Weitere kommt dann durch weiteren Gitarrenunterricht und autodidaktem Lernen zustande. Ähnlich machen es auch Mattes, Ralle und Fuxx. Lernen durch zuhören und zuschauen und üben, üben, üben.... Wir setzen bei unserer Musik nicht unbedingt auf das letzte technische Detail, sondern vielmehr darauf, dass es klingt und groovt, ballert, was auch immer...

 

MCR: Ja, das hört man durchaus, dass mehr Wert auf den Groove gelegt wird, denn technischer Spielereien. Ok, zum Abschluss versuche ich noch Details über die Zukunft herauszukitzeln. Du hast zwar in deiner Antwort vorhin gesagt, wir sollen uns überraschen lassen, aber gibt's nicht vielleicht doch (natürlich nur für uns) einen klitzekleinen Hinweis, wohin die Reise geht ?

 

Philipp: ...ach Kerb.... Wir werden uns in erster Linie treu bleiben. Wir werden Sachen verändern. Möglicherweise gibt es einen kleinen Ausflug in genrefremde Gefilde. Vielleicht schreiben wir eine "echte" Ballade.Wie schon gesagt: Lasst euch überraschen !!

  

MCR: Vielen Dank für das Interview