Raised On Rock Co-Headline Tour

LORDS OF BLACK + VOODOO CIRCLE - supp. Now Or Never


Location: Colos Saal Aschaffenburg

am: 20.09.2017

Seit Ronnie Romero 2016 von Ritchie Blackmore als neuer Sänger von Rainbow ausgewählt wurde, haben sowohl dieser, als auch seine in Madrid beheimatete Band Lords Of Black einen riesigen Schub erhalten. Zuerst durften sie im letzten Jahr Axel Rudi Pell auf dessen Herbst Tour supporten, nun headlinen sie gemeinsam mit Voodoo Circle eine Tour durch Deutschland, Belgien und die Niederlande. Mit im Paket außerdem die international besetzte Truppe Now Or Never.

Bereits um 18:00 Uhr (gewöhnlich 19:00 Uhr) öffneten sich die Pforten zu den heiligen Hallen des Colos Saal. Denn Stagetime für den Support Act Now Or Never war bereits ab Sieben. Viele Musik Fans hatten das offenbar nicht so auf'm Schirm, denn in der ersten Stunde füllte sich der Saal nur spärlich, während um kurz nach 19:00 Uhr, als Now Or Never bereits ihr Set eröffnet hatten, noch ein ganzer Schwung Leute herein kam.

Inklusive Intro, welches allerdings nicht aus dem Off kam, sondern von der Band live auf der Bühne gespielt wurde, offenbarte die Setlist des aus Franzosen, Dänen und Schweizern bestehenden Opening Acts nur sieben Lieder, welche ihnen eine 30 minütige Auftrittszeit sicherten. Die Band um den früheren Nightmare Fronter Jo Amore zockte dabei vier Songs des 2016 erschienenen zweiten Longplayers "II" und zwei weitere, die auf der nach der Truppe benannten Debütscheibe erschienen waren. Neben Amore, spielten sich auch immer wieder Gitarrist Ricky Marx, früher bei den Pretty Maids, und der Youngster, Abel Cabrita am Tieftöner, in den Vordergrund. Letzterer verströmte ebenso wie Jo Amore gute Laune, die beiden waren offensichtlich top drauf und konnten es wohl kaum abwarten, dass die Tour endlich startete, denn Aschaffenburg war die Auftaktstation. Musikalisch im Melodic Metal angesiedelt, hatten sie einen Teil des Publikums schnell auf ihrer Seite, was sicher auch daran lag, dass sie perfekt abgemischt wurden und somit, was bei Anheizern nicht immer selbstverständlich ist, auch mit dem Sound überzeugen konnten.

Nach einer 20 minütigen Umbaupause kamen um 19:51 Uhr Voodoo Circle um ihren Mastermind Alex Beyrodt auf die Bühne. Eine ganze Reihe weiblicher Fans in Voodoo Circle Shirts bereitete ihnen einen frenetischen Empfang. Besonders gespannt konnte man darauf sein, wie sich der neue Mann am Mikro in der Band integriert hatte, denn der Colos Saal erlebte eine Premiere: der erste Gig von Voodoo Circle mit Herbie Langhans als Sänger. Der von Formationen wie Sinbreed bekannte Niedersachse ist vor wenigen Monaten bei den Hard Rockern eingestiegen und hat gerade sein erstes Album mit ihnen eingesungen, welches demnächst zur Veröffentlichung steht. Im Rahmen dieser Show erlebten die rund 250 Anwesenden die Welt Premiere des neuen Songs "Higher Love", den Langhans ebenso sicher und souverän rüber brachte wie die Klassiker vom Schlage "Cry For Love" oder "Watch Or Wait (I Got My Eye On You)". Zwischendurch begrüßte Herbie auch seinen Bandkollegen von Avantasia, Oliver Hartmann, der sich diesen Premieren Gig des Sängers quasi vor der eigenen Haustüre selbstverständlich nicht entgehen ließ. Sympathisch, dass Oli sich ins Auditorium stellte und den Auftritt nicht aus dem Back Stage verfolgte.  

Mit zunehmender Spieldauer hatte ich das Gefühl, dass die Band dort oben sich in eine wahren Rausch gespielt hatte, denn gerade im zweiten Teil brillierten die fünf Musiker auf einem derart hohen Level, dass es schon fast schade war, dass die beiden Headliner sich darauf verständigt hatten, dass jede Band eine gute Stunde spielen sollte. Nach einer Zugabe beendeten Voodoo Circle ihr Set um 21:06 Uhr nach rund 75 Minuten. Feuertaufe bestanden, Herr Langhans.           

Auch die zweite Umbaupause des Abends nahm lediglich 20 Minuten in Anspruch und so ging um 21:27 Uhr erneut das Saalicht aus und die Bühne wurde in blaues Licht getaucht. Auftritt Lords Of Black. Zunächst kamen die drei Musiker Tony Hernando (g), Javi Garcia (b) und Andy C. (d) raus, bevor der Star des Abends in die Bühnenmitte trat: Ronnie Romero. Bei einigen der Fans im Auditorium sah man Rainbow T Shirts, sie hatten, wie auch der Chronist dieser Zeilen, den smarten jungen Mann in der Lederjacke wohl schon an der Seite des Gitarren Gottes Ritchie Blackmore gesehen und waren nun neugierig darauf, wie der Chilene im Kontext mit seiner Stammband rüberkommen würde. Und eines sei schon jetzt gesagt: Die Lords Of Black bohrten ein dickes Brett an diesem Abend, die Begeisterung war im Zuschaueraum vom ersten Moment an greifbar.

Die Südeuropäer haben auch erst zwei Alben anzubieten, beide sind aber pickepacke voll mit erstklassigem Melodic Metal. Zu einem Großteil lebt der Spanien Vierer natürlich von der Stimme und dem Charisma des Frontmannes, der das Publikum genauestens beobachtet und sich über einen rastlosen Headbanger am (von ihm aus gesehen) rechten Bühnenrand ein ums andere Mal amüsiert. Die Lords boten einen rasanten Streifzug durch ihre beiden Langeisen feil und die Menschen vor der Bühne nahmen es dankend an. Doch den absoluten Höhepunkt erreicht der Abend mit den zwei Zugaben so gegen halb elf. Zunächst hauen die Jungs den Dio Klassiker "Stand Up And Shout" raus. Klar, ein Sänger, den viele Fans mit dem unvergessenen "little big man" vergleichen, darf natürlich mit dieser Hommage an das verstorbene Idol erinnern. Schließlich ging man nahtlos zu einem Titel über, den der Sänger mit Rainbow ebenfalls live performt: "Kill The King", was von den euphorisierten Fans im Publikum natürlich ebenso begeistert mit intoniert wurde.

Als dann um 22:38 Uhr David Lee Roth mit "Just A Gigolo" aus dem Off erklang und das Saallicht wieder anging, war klar, dass der Konzert Abend beendet war. Keiner, der gekommen war, musste es bereuen. Die erste Show der "Raised On Rock" Tour hielt, was sie im Vorfeld versprochen hatte. Die Co - Headliner Show von Voodoo Circle und den Lords Of Black hatte genau dorthin getroffen, wo sie treffen sollte: auf die 12!


Autor + Live Pics:  MC LUCIUS