MONO INC. & VLAD IN TEARS
LOCATION: Colos Saal
am: 16.10.2014
Es war eine Selbstverständlichkeit, dem Aufruf meines alten Weggefährten Holger ins Colos Saal an diesem Abend zu folgen. Spielten doch Vlad in Tears als Vorband auf. Die Band, welche bei seinem Management unter Vertrag steht. In letzter Minute konnte man quasi auf die Tour von Mono Inc aufspringen, nachdem die eigentlich vorgesehene Vorband Black City kurzfristig ihre Auflösung bekannt gegeben hatte. Auch wenn mir das letzte Album von Vlad in Tears nicht ganz so zusagen konnte wie die ersten Alben (siehe auch das Review an anderer Stelle !), da doch eine gravierende Stiländerung einsetzte, konnte man gespannt sein, wie sich der mittlerweile italienisch/rumänisch/australische Vierer auf der Bühne schlägt.
Pünktlichst um 20.00 Uhr startete man in den Set vor einem leider etwas zu kleinen Band-Backdrop, welches dem überdimensional großen Banner von Mono Inc im Hintergrund nur schlecht Paroli bieten konnte. Aber wichtiger ist, was auf der Bühne passiert und davon gibt es eine Menge bei VIT zu erleben. Hauptaugenmerk liegt zwangsläufig auf dem Fronter Kris Vlad, der mit seiner schwarzen, piratenähnlichen Kopfbetuchung und der kajalgeschwängerten Gesichtsbemalung aussieht wie eine Mischung aus Jack Sparrow (Fluch der Karibik) und Ville Valo von Him. Mit seinen lasziven Ansagen und halbnacktem Oberkörper ist er geradezu übergeeignet der holden Frauenwelt zu gefallen. Und von diesen Frauen gibt es bei dieser Art von Musik sehr viele Supporter. Womit wir also bei der Musik wären. Nennt es, wie ihr wollt: Dark Rock, Gothic, Industrial....auf jeden Fall ist die bevorzugte Kleidung der Hörerschaft sowohl bei Männlein als auch Weiblein ganz in schwarz gehalten.
„Kiss my Soul“ zum Einstieg wirkt unglaublich rockig und somit wird meine ursprüngliche Vermutung, daß die neuen Songs on Stage um einiges mehr rocken als auf Platte, sofort bestätigt.
Bis auf die Hardliner in der ersten Reihe erntete man aber zuerst einmal nicht mehr als Höflichkeitsapplaus. Als hätte man dies geahnt, wurde ziemlich früh eine Überraschung in den Set eingebaut: „Still Loving You“ von den Scorpions !! Den ungläubigen Blicken und teilweisem Gelächter im Publikum folgte alsbald Begeisterung ob des Mutes und der Umsetzung des Songs. Für Hard Rock und Metal-Fans sicherlich eine schallende Ohrfeige. Aber, hier und heute funktionierte diese Coverversion und das Eis zu den hauptsächlich wegen Mono Inc gekommenen Zuschauern war gebrochen. Danach konnten sich die vier sympathischen Jungs mit Leidenschaft und Herzblut das Publikum mit Leichtigkeit erspielen und die Songs saßen allesamt perfekt.
Die Saitenfraktion um Dario (Bruder von Kris) und Gregor könnte zwar bewegungsfreundlicher zu Werke gehen, diese Statik sei allerdings der beengten Bühne im Colos Saal geschuldet, so Manager Holger. Na ja, ich habe schon Bands gesehen, die auf weitaus kleinerem Raum mehr Action verbreitet haben. Egal, Kris hatte die Leute mittlerweile im Griff und seine überragende Stimme kam sehr gut zur Geltung. Wenn nicht...ja....wenn man nicht auf die Effekte von verzerrtem Gesang bei einigen neueren Stücken zurückgreifen würde. Ähnlich wie auf Platte zerstört dieses Stilelement in meinen Augen die Magie und die Gesamtkunst von Vlad in Tears. In der Neuausrichtung bewegt man sich hier in der Schnittmenge von Marylin Manson, Rob Zombie und Co. Objektiv scheint es den Leuten zu gefallen, mir nicht.
Somit blieben im Endeffekt gut 2/3 der 40 Minuten, die mich musikalisch wirklich überzeugen konnten und sehenswert sind die Jungs allemal.
Von Mono Inc habe ich zumindest die ersten Songs verpasst, da man sich außerhalb der Location nostalgisch angehauchten Gesprächen hingab.
Ehrlich gesagt ist mir der düstere Elektro-Pop der Jungs auch relativ egal. Aber wenn man schon mal da ist, sollte man auch auf den Headliner eingehen.
Meiner Meinung nach kommt bei Mono Inc mindestens die Hälfte der Musik aus der Konserve, was der Band die gewisse Live-Relevanz abspricht. Aber der Anhängerschaft, die zahlreich erschien (ca. 500 Leute lt. Vorverkaufs-Info), war dies absolut egal. Jeder einzelne Song, immer mitsingbar, wurde abgefeiert, Gitarren hörte man überhaupt keine heraus, obwohl da wohl eine auf der Bühne stand. Dafür viel Elektronik, sphärische und melancholische Synthies, die in Seelentröster-Manier auf das Publikum eingesampelt wird. Es wird getanzt, es wird geklatsch und dem Fronter (der aussieht wie Fester Addams von gleichnamiger Family) abgöttisch auf Schritt und Tritt gehuldigt.
Aber auch im ZDF Fernsehgarten freuen sich die Leute ja über jedes Playback, Hauptsache man hat seine Stars live gesehen. Vor dem Mischpult im Colos – Saal wurde ein zusätzliches Podest aufgebaut, welches mal locker 30 Leuten mehr Platz geboten hätte. Für was dieses Podest gut sein sollte, ergab sich zu Ende des regulären Sets. Die Drummerin (ja bei Mono Inc trommelt eine Frau, und zudem eine recht hübsche) hatte auf dem Podest ein zusätzliches Drumkit aufgebaut, welches vorher vedeckt war. Von hier aus duellierte sie sich mit Sänger Fester...ähm Martin, welcher das Haupt-Kit bediente. Eine nette Spielerei, die zusätzlich Stimmung brachte, aber aufgrund der Kürze auch irgendwie viel Tam-Tam um nichts. Daß man aber mit „After the War“ einen Gary Moore Klassiker verunstaltete, ging gar nicht. Daß man Urgestein Joachim Witt huldigte, schon eher. Trotzdem schaute ich mir die vehement geforderten drei Zugaben noch an. Hier gab es zum Abschluß mit „The Best of You“ den anscheinend größten Hit der Band zu hören. Ob der halbe Saal in Tränen ausgebrochen war, konnte ich nur erahnen.
Was Mono Inc machen kommt bei den Leuten gut an. Somit möchte ich auch nicht zu sehr in Kritik verfallen, es ist halt nicht meine Art von Musik und es gibt auch für offene Ohren durchaus Momente zu hören, die einem „harten Jungen“ die Seele schmeicheln können. Der Hauptgrund für meinen Besuch, die Vorband Vlad in Tears, hat sich auf alle Fälle gelohnt. Und sollte der alte Weggefährte wieder mal in der Gegend sein, bin ich wieder da !!
Autor: Kerbinator