ABANDON HOPE - Settle the Score
Münsterland. Die Heimat von Abandon Hope. Sollte man nicht meinen. Denn nach beschaulichem "Wo-ich-hin-will-komm-ich-auch-mit-dem-Fahrrad-hin" Landleben klingt die neueste Scheibe der Combo nun wahrlich nicht. Das heißt; in einem Stück, dem Deltabluesig verstetzten Titelsong "Settle the Score" fühlt man sich tatsächlich irgendwo an einem Swamp des Mississippi am Lagerfeuer sitzend und noch einen Holzscheit nachlegend, um sich noch eine Pfanne Bohnen mit Speck und Eiern zu backen. Derart authentisch amerikanisch haben Münsteraner wohl noch nie geklungen.
Doch bis es soweit ist, führen Abandon Hope den Hörer ersteinmal gehörig an der Nase herum. Der Opener "Right or Not" ruft bei mir Erinnerungen an die dänischen Stoner Rocker Baby Woodrose hervor, das folgende "Catharsis" haut dann gewaltig in die Fresse, droht sich mit zunehmender Dauer allerdings wieder aus den Gehirnwindungen herauszudrehen.
Lust auf Wortspielerei beweisen Sänger Hommel und seine Mitstreiter Waik (g), Alex (d) und Max (b) bei dem gnadenlos in die Magengrube schlagenden "Jackyll & Daniels", dessen Text allerdings eher von Verzweiflung und Ausweglosigkeit handelt.
Die Produktion setzt auf Transparenz und es wird auch der ein oder andere (überflüssige) Studio Gimmick verwendet. Dies beißt sich jedoch mit dem Sound des Schlagzeugs. Das klingt teilweise so, als stünde es direkt neben dir, was zwar einem gewissen Charme nicht entbehrt, woanders aber auch schon mal als "dünner Sound" abqualifiziert wird. Sicher, dem allgemeinen Eindruck von Abandon Hope mag das entgegenkommen, doch hier scheiden sich sicher die Geister.
Mit Spielzeiten zwischen 4:18 Minuten und exakt sieben Minuten bleibt jeweils sowohl genügend Zeit für ausführliche (oder soll ich schreiben: ausufernde) Texte als auch Raum für instrumentale Ausbreitung, doch gelingt es dem Quarttet nicht durchgehend, den Hörer damit zu fesseln. Gerade gegen Ende der Platte verlieren sich die Songs doch teilweise in Bedeutungslosigkeit, wenngleich sie weiter gut abrocken.
Vielleicht liegt es auch daran, daß Abandon Hope zu vielen Einflüssen ausgesetzt sind und diese in ihrer Musik verarbeiten wollen. Da scheint ein wenig Life of Agony durch, woanders fühlt man sich an Machine Head erinnert, dann wiederum lugt Kenny Wayne Shepherd um die Ecke. Letztlich will man ein bißchen zu viel, was dem Werk in der Essenz ein Stück weit abträglich ist.
"Settle the Score" ist kein Album, dessen Kauf der Fan (zumal der Eingefleischte) bereuen müsste, letztlich ist aber schon noch Luft nach oben.
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