AGONIZER - Visions Of The Blind
Natürlich werden einem gleich Namen wie Sonata Arctica oder Stratovarius einfallen, wenn man den Begriff finnischer Melodic Metal hört. Und tatsächlich klingen die 1998 gegründeten Agonizer musikalisch auch in vielen Momenten nach diesen Bands. Aber Agonizer haben eine entscheidende Komponente, die den Sound der Band anders auftreten lässt, und dies ist die Stimme von Pasi Kärkkäinen.
Der klingt eher nach Dio, Jorn oder Pretty Maids-Goldkehlchen Ronnie Atkins. Und auch mancher Song des neuen Albums „Visions of the Blind“ könnte aus der Feder der dänischen Hard Rocker stammen und hätte vielleicht sogar Platz auf einem der letzten Alben von Pretty Maids gefunden.
Allen voran der Opener „All Alone“ der zwar Stratovarius-ähnlich beginnt, aber mit der rauheren Stimme und dem Riesen-Refrain zu einem echten Melodic-Metal-Smasher heranwächst.
Doch mit dem Opener hat man dann aber auch den besten Song des gesamten Albums direkt an den Anfang gesetzt. Was somit beeindruckend beginnt, kann die dadurch erzeugten hohen Erwartungen leider nicht ganz halten. Trotz der tollen Stimme fallen bereits die folgenden Songs „Devil“ und „Pieces“ im Vergleich zum Auftakt ab. Qualitativ und musikalisch nicht schlecht, schleicht sich doch der ein oder andere Moment der Belanglosigkeit ein.
Mit dem folgenden „Haze“ folgt dann auch schon die erste, ich sag's mal so, zurückhaltenden Nummer. Zwar keine Ballade, aber auch kein echtes Gewitter. Die wirkliche, unvermeidliche Ballade gibt’s mit „Thorns Of Roses“ zu hören. Herz, Schmerz....verlorene Liebe etc. Wer's braucht....
Für den Rest der insgesamt 13 Songs gilt: Standesgemäß skandinavischer Melodic Metal, ohne Ausflüge nach oben oder unten. Irgendwie Songs von der Stange halt, auch wenn man nicht wirklich viel verkehrt macht.
Ein Ausrufezeichen setzen Agonizer aber noch. Und zwar mit einer Coverversion von „Hazard“, dem tragisch-melancholischen Hit von US-Schnulzen-Sänger Richard Marx von 1991. Irgendwie mochte ich den Song damals im Original. Vielleicht sagt mir deshalb die schnelle und auf Metal getrimmte Version der Finnen nicht ganz so zu.
„Visions of the Blind“ ist ein Album, das Strato-Arctica und Pretty Maids Fans gefallen dürfte. Die echten Hits wie der Opener „All Alone“ dürften aber häufiger auftauchen. So kann die Band aktuell leider noch nicht den alteingesessenen Protagonisten das Wasser reichen, obwohl man ja selbst so jung auch nicht mehr ist. Starker Beginn – nicht konsequent fortgeführt.
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