AIRSTREAM - Kingdom of Isolation
Stiff Karlsson (ex Sky of Rage) hatte die Idee neue Musik zu kreieren, indem man Hard Rock/AOR mit in erzählerischer Qualität abgehandelten Themen verknüpft. Mit Mikael Höglund von Thunder fand er den adäquaten Partner für dieses Projekt, welches man fortan Airstream taufte.
Als erstes Resultat erscheint dieser Tage das erste Studioalbum namens „Kingdom of Isolation“ und verwundert zuerst einmal durch ein klinisches, nichtssagendes Album Artwork, welches dem Anspruch der beiden Musiker entgegenwirkt.
Nun ja, die Musik ist es, die zählt und davon gibt es auf dem Album reichlich.
Denn unter den insgesamt neun Songs befinden sich auch zwei, welche die Marke von 8 Minuten überschreiten, aber dazu gleich mehr.
Mit richtig fettem Breitwand-AOR steigen Airstream durch „The Power of Music“ ein. Mich erinnert der Song etwas an Kansas der „Power“-Phase und Stiff Karlsson's Gesang liegt stimmlich irgendwo in der Schnittmenge von Sammy Hagar und Bob Catley, was den Songs an sich einen prima Stempel aufdrückt. Synthie u. Keyboard-Parts sind selbstverständlich Bestandteil der Musik von Airstream, wie es sich für eine AOR-Kapelle gehört. Ein Song wie gemacht für's US Radio der 80er Jahre, als solche Musik von morgens bis abends noch lief.
Doch bereits mit dem zweiten Song „You had the World in your Hands“, dem ersten der beiden 8-Minüter wird der Anspruch der Schweden deutlich. Piano-Passagen dienen der Untermalung der Erzählungen Karlsson's und fast bin ich geneigt zu sagen, der Song könnte im Refrain aus einem James-Bond-Soundtrack stammen. Irgendwie hat der Song an manchen Stellen durchaus Chanson-Charakter. Aber auch ein fettes Gitarrensolo ist Bestandteil des Tracks, und wenn ich das richtig interpretiere, hat Kee Marcello auf dem Album sämtliche Gitarrenparts eingespielt. Würde die Wucht an manchen Stellen erklären. Sehr interessant.
Mit „Hold on What we Got“ geht’s dann wieder straighter zu Werke und der Song erinnert an manchen Stellen an Magnum. Bevor der zweite Longtrack aufwartet. „Oh Mother Oh Father“ startet mit ruhigem Gesangspart, der Melancholie und Traurigkeit suggeriert. Danach gehen mit Airstream aber einigermaßen die Gäule durch. Es wird musikalisch total chaotisch, manche würden vielleicht sagen jazzig-progressiv. Die Struktur fällt völlig weg, alles wirkt gegenläufig. Ich denke mal, dies ist von der Band so gewollt. Ich finde es eher, na ja....bescheiden. Da hätte ich lieber den Song auf vier Minuten reduziert und den Zwischenteil weggelassen. Aber, die Band will ja Geschichten erzählen und musikalisch umsetzen. Schreiben wir diese Disharmonien mal der Notwendigkeit des Konzepts zu.
Wie schön, daß es danach mit „We Don't Look Back“ wieder schönen, schnörkellosen AOR zu hören gibt. Da kommt gleich wieder Sommer-Feeling auf und man möchte sich gleich ins Cabrio setzen (obwohl ich gar keins habe) und über die Landstraße tuckern. Ebenso „Addicted“ mit starker Gesangsleistung und tollem Refrain....auch wenn das Gitarrensolo zu sehr dudelt.
Der Titelsong kommt danach um einiges düsterer daher. Vertonte Isolation eben. Auch der Gesang wirkt dunkler, obwohl der Refrain dann mit netten Harmonien glänzt.
Zum Abschluß gibt’s dann noch recht schnellen Hard Rock mit „Lost in Fears“ und das etwas langsamere, atmosphärischere „House of Pain“, daß aber eher dem Durchschnitt zuzurechnen ist.
Airstream haben ein gutes AOR Album eingespielt, bei dem aufgrund der beiden langen Songs etwas der rote Faden fehlt. Bis auf wenige Ausnahmen können die Einzel-Songs überzeugen, was der tollen AOR Stimme von Stiff Karlsson und der kompetenten musikalischen Leistung zu verdanken ist. An Konzept und Anspruch kann man zukünftig aber durchaus noch arbeiten.
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