BENNI BILGERI - Bad Boy

Also, in ganzer Länge passt das Album „Bad Boy“ von Benni Bilgeri nicht in unsere Grundaussage zum Thema „Rock“. Denn beispielsweise hat ein Song wie „Died and Gone“ nichts, aber auch gar nichts mit Rockmusik gemein, sondern fällt eher in die Sparte Blackmusic mit Frauengesang im Stile der Pointer Sisters oder ählichen Interpreten. Müssen wir Benni Bilgeri deswegen bei Monkey Castle ignorieren ? - Nein, denn der Gitarrist und Songwriter hat durchaus den Rock im Blut und beweist dies auch in einer stattlichen Anzahl an Songs auf seinem neuen Album. Aber der Reihe nach....

Benni Bilgeri ist ein österreichischer Gitarrist, Komponist und Songwriter, der in der Vergangenheit bei Leuten wie Tom Waits, Zucchero , Go West, Harald Klöser oder den Pointer Sisters (aha, daher weht der Wind !) mitgewirkt hat. Ehrlich gesagt, kenne ich seinen Einfluß auf die Musik dieser Bands und Künstler nicht, aber was er auf seinem Solo-Album „Bad Boy“ jetzt präsentiert, ist vielseitig und äußerst hörbar zugleich.

Für dieses Album hat sich Benni eine ganze Reihe von Sängern und Mitmusikern gesucht. Logisch bei einem solchen Unterfangen. Dieser Umstand lässt ihn das Album abwechslungsreich gestalten, liefert aber dadurch auch den typischen Solo-Album-Charakter und einen roten Faden gibt es nicht. Das ist aber nicht weiter schlimm, wenn man die Songs einzeln für sich stehend betrachtet.  

Für uns interessant natürlich die rockigeren Sachen wie der Opener „Bad Day“, der recht southern bluesig und dreckig rüberkommt. Auch die Stimme des Sängers (die Namen der Mitmusiker spare ich mir in diesem Review) kommt gut und melodiös.

Interessanterweise wird ab und an auch ein Instrument wie das australische Didgeridoo eingebaut, zwar nur leise im Hintergrund, aber trotzdem auffallend. Die Songs wirken wie ein Potpourri aus verschiedensten Stilen. Balladen mit Frauengesang („World of Lies“) sind genauso vorhanden wie rein instrumentale Geschichten („Dobrosita“), was bei einem Gitarristen sicher nachzuvollziehen ist. Allerdings kann die instrumentale, abgefahren funkige Version des Led Zeppelin Klassikers „Whole Lotta Love“ den Hörer schon auch irritieren. Irgendwie cool, aber an einem solch legendären Song sollte man sich nicht unbedingt versuchen.  

Richtig heftig wird es bei „Doomsday“. Hard Rock mit rauhen Vocals, aggressiv und erneut mit diversen Southern Vibes versehen. Ein Kracher und zugleich der härteste Song des Albums.  

Entspannter, poppiger wird’s bei „Runaway Train“ (nein, keine Cover-Version). Ballade erneut mit weiblichem Gesang und Trompetensolo. Auch dieser Song ist nicht wirklich der Rock-Szene zuzuordnen und ist daher für Monkey Castle Rock-Leser uninteressant. Da schon eher wieder „The Warmer Side of Cool“, ein weiteres Instrumental. Nach ruhigem Gitarrenbeginn erhält der Song durch Synthiesounds eine neo-progressive Schlagseite. Himmliche Klänge mit engelsgleichem Gesang werden durch etwas poppige Computerrhythmen kommerzialisiert. Schön dagegen die etwas an Saga erinnernde Gitarrenarbeit.

„Straight to the Top“ küsst dann mehr den Bereich AOR. Eine flockige Rocknummer mit Hammond-Orgel und Country-Western-Anleihen. „Ain't  Got You“ hat danach mehr den Blues. Eine entspannt lässige Angelegenheit mit Frauenchor im Hintergrund.

Man sieht, wie vielseitig Benni Bilgeri sein Solo Album gestaltet. Die rockigen Phasen überwiegen, über manche Songs muß man als Rock-Fan halt hinwegsehen. Musikalisch ist der Herr gut drauf und versiert, übertreibt sein Können aber nicht durch eigensinniges Auftreten. Hörer ohne Scheuklappen werden gut bedient, auch wenn nicht jedem alles gefallen dürfte. Das Album Artwork ist genauso einfach gehalten wie Geschmackssache. Aber der Schnuller mit Piercing wirkt auf mich eher witzig als banal.    

Ein Bad Boy ist Benni Bilgeri sicherlich nicht, dafür ist seine Musik zu ehrlich und eingängig. Aber so ein bisschen ausleben kann sich der Gute auf seinem Album im Bezug auf rauhere Töne allemal. Interessantes Album !


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