BLACKRAIN - Released

Zehn Jahre gibt es sie schon, die Franzosen von BlackRain. Nach vier selbstproduzierten Alben hat man sich mit dem Ami Jack Douglas (Alice Cooper, Cheap Trick, Aerosmith) eine wahre Legende als Produzenten geangelt, um mit ihm den neuesten Dreher „Released“ einzuspielen.

Die Band spielt 80er US-orientierten Glamrock und kann Auftritte mit den Scorpions, Europe, Alice Cooper, aber auch neueren Bands wie Crashdiet und Steel Panther vorweisen. Klingt nach 10 bisher aufregenden Jahren. Und trotzdem habe ich irgendwie das Gefühl, man hätte es bei „Released“ mit einer 3-Track-EP + Füllmaterial zu tun.  

Denn, selten habe ich ein Album gehört, welches mit drei Sahne-Stücken eröffnet und dann dermaßen stark abbaut. Der Opener „Back In Town“ besitzt eine richtig schöne WASP-Schlagseite, was nicht zuletzt auch am Gesang von Swan Hellion liegt, der dem jungen Blackie Lawless kaum nachsteht. Irgendwie erinnert der Song etwas an den Klassiker „Blind in Texas“, ein flotter Auftakt also, der sofort Lust auf mehr macht. Und auch das folgende, mit AC/DC Gitarrenintro beginnende „Mind Control“ weiß zu gefallen. Etwas langsamer als der Opener zwar aber mit einem sensationellen Scream am Ende.  

Auch der dritte Song „Killing Me“ hat dann noch so seine Momente. Etwas süßlicher Beginn und balladesk steigert man sich in wahre Powermetal-Gefielde und glänzt mit mehrstimmigem Gesang und Refrains.

Doch bereits das folgende „Run Tiger Run“ offenbart dann etliche Schwächen. Die Songs von BlackRain werden urplötzlich viel zu glatt, das WASP-Image verfliegt vollends und Gesang und Refrains kommen arg zahnlos rüber. Man könnte glatt das Wort „Poppig“ in den Mund nehmen, so melodisch wird’s teilweise. Die provozierende Attitüde, wie sie beispielsweise Guns'n Roses, Mötley Crüe oder LA Guns in den 80ern hatten, fehlt BlackRain nun völlig.  

So eignet sich ein Song wie „Puppet On A String“ zwar noch für etwaige Partys und auch der Gesang kann die ein oder andere Axl Rose Tonlage vorweisen, aber Sex, Drugs & Rock'n Roll klingt anders. Man bemüht sich immer wieder um Abwechlung, wie beispielsweise mit dem Zirkusintro von „Eat You Alive“, in dem zur Freude auch wieder an Blackie Lawless erinnert wird, doch im allgemeinen sind es zu viele Song mit Halb-Balladen Charakter, welche die Aggressivität einer Glam-/Sleaze-Band der früheren Zeit vermissen lassen.  

Entspannte Songs wie „For Your Love“, „Home“ (mit leichter Cinderella-Note) oder das fast schlager-artige „One Last Prayer“ könnte man gerade noch so mit radiotauglich abstempeln, mehr aber auch nicht.

Ich finde es schade, daß das Album nach drei starken Songs einfach so kippt. Hier wurde großes Potential verschenkt. Diese Songs als EP und alles wäre gut. Aber wir haben es mit einem Vollzeit-Album mit 13 Songs zu tun und somit muß es auch in seiner Gänze betrachtet werden. Weniger wäre mehr gewesen und leider ist auch die Produktion viel zu glattgebügelt geraten. 


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