BLACKLANDS - Peaceful Shores



Autor:  Kerbinator

Bewertung:  8 / 10

Tracklist:

  • Still Bleeding
  • Alone Again
  • The River...
  • Drown In Darkness
  • Ballad Of A Burning Witch
  • Distant Warning
  • Grand Circles
  • Peaceful Shores
  • T.I.M.E.
  • Like Tears In Your Eyes
  • Winter Skies


VÖ:  31.05.2016

Label:  Blacklands Music

Es kann für eine Band Fluch und Segen zugleich sein, wenn man seine Werke über ein eigenes kleines Label vertreibt. Fluch, da man natürlich alle Promoarbeit selbst übernehmen muss um schweißtreibend den Bekanntheitsgrad zu steigern und Segen, da man sich alle Zeit der Welt nehmen kann (sofern die finanziellen Umstände das erlauben) um ein Album zu veröffentlichen. Gerade bei Blackland's Zweitling, „Peaceful Shores“, kam es der Band zugute, da die etatmäßige Sängerin Moja Nardelli kurz vor Veröffentlichung aus persönlichen Gründen das Handtuch warf und Blacklands somit nach bereits 18-monatigem Studioaufenthalt nochmals 3 Monate hinzufügen mussten, um das Album mit Neuzugang Tanja Magolei-Schüpper neu einzusingen und Bandfotos etc. zu aktualisieren.  

Blacklands wurden 2006 gegründet und musikalisch ist man eher dem progressiven Sektor zugeneigt. Bereits das Debut „A New Dawn“ legte Nähen zu Bands wie Saga, Rush oder Marillion offen und konnte ohne großartig abzukupfern mit eigenen Ideen überzeugen. Auf „Peaceful Shores“ werden die Ideen auf über 80 Minuten noch ein starkes Stück erweitert. So findet man viele verschieden Einflüsse auf dem neuen Album wieder, was einerseits innovativ und spannend ist, andererseits aber auch einen roten Faden vermissen lässt.  

Auch ist die Stimme von Tanja teilweise gewöhnungsbedürftig. In ruhigeren Momenten singt die Lady einfühlsam und gänsehautgeeignet, wird die Band härter und somit auch die Stimme kraftvoller wird’s manchmal leicht knödelig. Aber man muß bedenken, daß sich die Dame in kürzester Zeit die Songs draufpacken musste und die Eingewöhnungsphase somit recht kurz war. Für diese Umstände macht Tanja durchaus einen akzeptablen Job und ich bin sicher, daß sie sich zukünftig stark verbessert zeigen wird.  

Los geht’s mit „Still Bleeding“. Progtypisch ruhig und mystisch beginnend steigert sich der Song durch harte Gitarren im Verbund mit Keyboards zu einem wahren Progmetal Smasher. Tanja's elfenhafter Gesang steht hier im Gegensatz zu Gastsänger Marcel Römer (Aeverium), der mit brachialen Growls aufwartet. Zwischendurch gibt’s verzerrte Vocals und dadurch einen moderneren Anstrich. Wirkt etwas strange, aber ein melodisches Gitarrensolo holt's wieder raus.  

Doch bereits mit dem zweiten Song „Alone Again“ zeigen Blacklands die musikalisch horizontale Erweiterung, welche die Band mittlerweile bestimmt. Swingende Gitarren, luftige Keyboards, ein bisschen World Music Flair und dann auch noch ein Refrain im Gospel-Modus. Ungewöhnlich, überraschend und irgendwie für ausgelassene Stimmung sorgend. Danach muss man mit der Ballade „The River“ erst mal wieder herunterfahren. Piano und Drums beherrschen das Szenario und ein Piano-Solo rundet ab.  

Ein mit fast 8-Minuten erstmals längerer Track folgt mit „Drown in Darkness“. Blacklands rudern wieder in bekanntere Progrock-Gewässer zurück. Erst mit riffigem Gitarrenpart versehen, ertönt nach Orgelspiel ein atmosphärischer Abschnitt mit tollem Gesang, bei dem Tanja wirklich glänzt. Ein elegisches Gitarrensolo und ein ein etwas abgefahrener Percussions-Teil erledigen den Rest.  

„Ballad of a Burning Witch“ ist, mann kann es anhand des Songtitels vermuten, eine weitere Ballade. Sehr ruhig gehalten, aber ohne nennenswert herausragende Höhepunkte. Nett, mehr nicht.  

Härter wird es bei „Distant Warning“. Reiner Progmetal der Dream Theater Schule mit hartem Gitarrensolo.

Auf über 9 Minuten schrauben Blacklands „Grand Circles“. Ein Keyboard-Gitarrenintro, welchem die Hammondorgel und einfühlsamer Gesang folgt. Der Song wirkt quasi „old-school“-proggig und lässt einer verträumten Gitarrenmelodie einen etwas schrägen Instrumentalpart folgen.  

Das folgende Titelstück ist dann ein reines Instrumental. Wellengeräusche und seichte Flöten-Keyboards lassen die „Peaceful Shores“ anmuten und eine wunderbare Gitarrenmelodie lädt zum Träumen ein. Blacklands wissen also, wie sie nach einem Mammut-Song reagieren müssen.

Leider schleicht sich mit „T.I.M.E.“ ein echter Ausfall in das Album ein. Zum einen ist der Gesang nicht besonders gut, zum anderen plätschert der Song melodisch-rockend dahin. Ein disharmonischer Gitarrenpart und zu allem Überfluss auch noch Bläser-Einsatz zerstören meine Hoffnung auf Besserung nach hinten raus. Ne, bei aller Innovation, das gefällt nicht.

Da ist man froh, daß mit „Like Tears In Your Eyes“ aus fröhlichen Gitarren und straighten Rhythmen eine luftige Nummer entsteht. Für diesen Song hat man Männergesang in Person von Manos Fatsis engagiert, was der Ausrichtung sicherlich dienlich ist, aber dadurch auch im Gesamtkontext des Albums etwas fremd wirkt. Trotzdem handelt es sich um einen guten Song.

Doch irgendwie war das bisher Gehörte nur Vorgeplänkel, folgt mit „Winter Skies“ doch ein über 16-minüter Koloss. Und man kann getrost behaupten, daß es sich hierbei auch um das Herzstück des Albums dreht. Der Anfang fällt leicht folkig aus, Tanja besticht mit aufgeräumtem Gesang, der sich mit männlichem Gesang (Markus Brand) abwechselt. Auch im Duett erwischt man die beiden, sehr fein arrangiert. Typische Neo-Prog Keys führen zu einem ruhigen Gitarrenpart dem wiederum eine frickelige Phase mit Piano und Keyboard-Solo folgt. Zum Ende hin nimmt der Song düsterere Formen an. Der männliche Gesang wird ungleich härter bis man den Kreis mit erneut folkigen Melodien und einem adäquaten Gitarrensolo schließt.  

Blacklands bieten auf „Peaceful Shores“ bewährtes Progfutter, welches dem Debut in nichts nachsteht. Andererseits aber auch innovative Einschübe, die aus verschiedensten Richtungen stammen (Gospel, AOR Rock, World Music etc.). Dadurch hat die Band den Anspruch stark nach oben geschraubt, verliert aber etwas die Geradlinigkeit früherer Tage.  

Das Album ist keinesfalls schlechter als das Debut, lediglich anders. Kann man mit den Innovationen diesmal zusätzlich punkten, verliert man etwas durch den noch zu instabilen Gesang von Tanja und den einen Song-Totalausfall. Bleibt unterm Strich also die gleiche Wertung wie beim Debut. Aber damit kann und darf die Band gerne leben. Aufgeschlossene Rockfans sind definitiv angesprochen mit „Peaceful Shores“.

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