GURD - Fake


Die Schweiz legt im Augenblick richtig los in Sachen Thrash. Nach den famosen Suborned kommen jetzt auch Gurd mit ner neuen Scheibe an. Bereits seit 1994 treiben die Jungs ihr Unwesen. Ursprünglich aus den ehemaligen Poltergeist entstanden, veröffentlicht man in regelmäßigen Abständen immer wieder frisches Material. „Fake“ heißt das neue Eisen und bietet wieder mal lupenreinen....ja, Thrash.

Der Titelsong, der den Einstieg ins Album bietet, zeigt gleich, woran man bei Gurd ist. Feines Thrash-Riffing mit singbaren Shouts. Hier kann stetig die Faust nach oben gerissen werden, ohne daß man Angst haben muß, etwas zu verpassen. Urgestein V.O. Pulver singt und shoutet recht eingängig, so daß es nie übertrieben brutal wirkt, sondern eher Spaß in den Backen verbreitet.

Gleiches gilt auch für das folgende „Hagridden“. Irgendwie trifft hier Exodus Härte auf Tankard- Eingängigkeiten. Nicht übermäßig technisch versiert gespielt das Ganze, dafür aber mit netten Gitarrensounds versehen. Geht ins Ohr, bleibt im Ohr.  

Daß man aber auch gut abholzen kann, zeigt „White Death“. Hier geht’s schnell und heftig zur Sache, nicht ohne aber auf die Refrain-Shouts zu verzichten. Diese kommen wie immer mehrstimming und nehmen etwas die Aggression. Ein technisch anspruchvolles Gitarrensolo rundet den Smasher gelungen ab.  

Nicht alle Songs sind gleichmäßige Volltreffer. So wirkt beispielsweise „Wiped from the Earth“ mit seiner punkigen Attitüde etwas fremd, obwohl der gelungene Gitarren-Zwischenpart durchaus überzeugen kann.  

Aber die guten Songs überwiegen. Die Strassenköter-Hymne „Go for It“ atmet schwer Destruction Luft, bei manchen Screams meint man Schmier persönlich zu hören. „Last Hooray“ besitzt dagegen eine gewisse Metallica-Schwere inklusive mächtigen Heavy-Riffs und eher depressivem Charakter.  

Auch einen gewissen Witz kann man Gurd nicht absprechen. Man höre nur die urplötzlich auftauchenden engelsgleichen Backing-Ho..Ho..Ho's in „Hunter of Dreams“, einem ansonsten etwas drögen Song. Auch die Gang-Shouts Nummer „Bong Bong“ sprüht irgendwie vor Straßen-Witz. Hat irgendwie etwas von Suicidal Tendencies.  

Erwähnt werden sollte auch noch das riffende „Liquid Vision“. Sehr groovig und zum Mitwippen (?) einladend. Der mehrstimmige Brüll-Refrain kommt sehr stark und verbreitet thrashigen Rotz und Dreck. Eine wahre Bombe.  

Auch der hasserfüllte Rausschmeißer „Hateful“ schlägt in eine ähnliche Kerbe und beendet eine Stunde feinsten Thrashs.

Gurd gelingt mit „Fake“ ein stimmungsvoller Thrash-Brocken, der sich zwar an Größen des Genres anlehnt, aber durch verschiedene Stilelemente wie Punkanleihen oder auch core-lastiges Material viel Abwechslung an den Tag legt und somit jeglicher Langeweile vorbeugt. Der Schwerpunkt der eigenen Identität liegt eindeutig auf den mehrstimmigen Refrains, auch wenn diese oftmals nur aus wenigen geshouteten Worten bestehen. Street-Gang-Attitüde halt.  

Zwar sitzt nicht jeder Song auf Anhieb, aber viel verkehrt machen die Schweizer nicht und einem „Fake“ sitzt man ganz bestimmt nicht auf, wenn man sich das neue Werk zulegt. 


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