HARDHOLZ - Herzinfarkt

Allein schon der Name treibt mir ein Schmunzeln ins Gesicht. Auch das Lineup liest sich ganz witzig. Trotzdem beschäftigten sich die Musiker der bereits 1983 in der damaligen DDR gegründeten Band Hardholz ernsthaft mit Hardrock und Heavy Metal. Und die Jungs aus dem thüringischen Tambach-Dietharz zeigen Durchhalte-Vermögen. Nach Aufnahmen für den Rundfunk der DDR, einer selbstproduzierten CD (“Jäger und Gejagte, 1995) nach der Wende, gab es zunächst erst mal eine Durststrecke. Erst ab 2013 dachten die Musiker über eine Reunion nach. Nach dem ein Deal mit Massacre abgeschlossen werden konnte, erscheint nun nach 21 Jahren das zweite Album “Herzinfarkt”.

Themen aus der Geschichte oder der Mythologie werden von Hardholz gern als Vorlagen verwendet. So ist auch beim Opener  “Charon”, einem Song über den Fährmann aus der griechischen Sagenwelt. Mit knallenden Riffs startet der Song, Kelles Gesang aber auch der Sound lassen Erinnerungen an meine Jugend aufkommen, frühe Prinzip, frühe Berluc fallen mir da sofort als Referenz ein. Später dann vorantreibendes Drumming und Gitarrenspiel. Bei “Die Prophezeiung” geht es druckvoll weiter, Basslinien drängen sich teilweise in den Vordergrund, neben harten Riffs sind auch schnell gespielte Gitarrenpassagen zu hören. “Herzinfarkt” startet mit hektischem Uhrticken, das Schlagzeug treibt voran, dazu braten die Gitarren. Im Mittelteil ist dann ein tolles Wechselspiel der Gitarren zu hören, bevor es erneut hektisch weitergeht. Und der Wecker nervt einen kurz mit seinem Klingeln. Also, wer da nicht auf den Herzinfarkt zusteuert…

Wieland, der Schmied ist eine Gestalt aus germanischen Heldensagen. “Praeludium Wielandia” startet ruhig mit Vogelstimmen und Meeresrauschen. Es wird eine der Sagen um Wieland erzählt. Die Instrumentierung klingt zunächst wie auf einem Mittelaltermarkt, mit akustischer Gitarre, Tröten und Schellen. Erst gegen Ende setzt das Metal-Instrumentarium ein, und der Song wird zu einem Midtempo-Stampfer. Ohne Pause erfolgt der Übergang zu “Wieland, der Schmied”, teils epische Hymne, teils Metal-Stampfer, mit einigen Melodie- und Rhythmus-Wechseln und einem Wahnsinns-Gitarrensolo im Mittelteil. Und am Schluss werden die Anfangs-Akkorde von Beethovens fünfter Symphonie zitiert. Und dann muss ich erneut Schmunzeln über das Wortspiel “Bonusdreck”. Dieses Instrumentalstück ist aber alles andere als Dreck. Hier kann sich der Gitarrist so richtig austoben. Rhythmische und melodische Gitarrenparts wechseln sich ab. Gezupfte Gitarre und harte rhythmische Riffs im Wechsel, so beginnt “Jäger und Gejagte”. Die Riffs bleiben, die Gitarrenmelodie wird härter. Im Mittelteil auch hier wieder eine herrliche doppelläufige Gitarrenpassage.

Basslinien, Riffs und treibendes Schlagzeugspiel prägen “Hartholz”. Später knallen speedige Gitarrenmelodien aus den Kopfhörern. “Asphaltlady” wiederum klingt sehr Retro, auch hier werde ich an Prinzip/Berluc und Co. erinnert. Ein Nackenbrecher par excellence. Mit “Tannhäuser” gibt es wieder einen geschichtlichen Rückblick, der deutsche Minnesänger lebte im 13. Jahrhundert. Aber von Minne ist hier nichts zu hören, dafür gibt es wieder knallende Riffs und Schlagzeugattacken auf die Ohren. Richtig geraten, “Spiel mir das Lied vom Tod” ist tatsächlich die Metal-Version der Filmmusik aus “Once Upon a Time in the West”. Sound-Giganten von Ennio Morricone gehen immer, auch im Metal-Gewand. Eine Mischung aus Power-Ballade und großartiger Metalhymne, stilecht mit Mundharmonika. Riesig!

WOW! Das ist doch mal ‘ne Ansage. Urwüchsiger Hardrock  und Heavy Metal aus dem “Grünen Herzen Deutschlands”. Dazu gibt es niveauvolle deutsche Texte. Das Album bietet von Anfang bis Ende herrlichen Hörspaß. Musikalisch ist die Herkunft aus der DDR-Hardrock-Szene unüberhörbar. Ich fühlte mich in meine Jugendjahre zurückversetzt. Trotzdem klingt das Album nicht altbacken. Fans der bereits genannten Bands aber auch von Judas Priest, Iron Maiden können bei dem Kauf nichts verkehrt machen.


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