LORD VOLTURE - Will To Power
Nachdem es die Holländer bei der Fußball-WM in Brasilien ja mal wieder nicht geschafft haben, den ersehnten Titel einzufahren, sollte man sich vielleicht eher darauf besinnen, im musikalischen Sektor an die Weltspitze zu gelangen.
Eine Band, die schon seit einiger Zeit in gutklassigem (Old-School) Heavy Metal Sektor herumturnt, sind Lord Volture. Dieser Tage erscheint mit „Will to Power“ bereits das dritte Album um David (Vocals) und Paul (Guitars) Marcelis, Leon Hermans (Guitars) und Simon Geurts (Bass) sowie Frank Wintermans (Drums). Bereits auf den ersten beiden Alben hat man sich namhafte Musiker als kleine Unterstützung geholt (Jeff Waters, Sean Peck). Diesmal musste Chris Poland (Megadeth-Gitarrist) daran glauben. Die Einflüsse der Band reichen von Priest, Iced Earth über Jag Panzer und weitere US Metal Veteranen. Bereits auf dem Vorgänger-Album konnte man sich von den vorhandenen Qualitäten Lord Volture's überzeugen. Dem soll der neue Rundling in nichts nachstehen...
Und so beginnt „Where the Enemy Sleep“ mit einem feinen Twin-Guitars Marsch. Nicht überraschend sind die sehr hohen Vocals von David Marcelis, die sich im Gegensatz zu früher in diesem Song eher an Tobias Sammet orientieren. Das Fundament bildet solide Gitarrenarbeit, mit Wechsel-Soli, Power Metal Riffing und Doppelgitarren-Harmonien. Man legt Wert auf Mitsingbares, somit also Refrains für die breite Masse. Ein reiner Power Metal Song also der Edguy/Stratovarius-Schiene.
„Taklamakan“ geht dann aber doch wieder eher in die Richtung Jag Panzer. Also US Metal orientiert mit Tyrant Conklin-Vocal-Vibes, leider etwas dünn aufgetragen. Mehr Durchschlagskraft könnte David hier durchaus vertragen. Ansonsten macht der Song aber auch aufgrund des herrlichen Refrains Spaß und wirkt in sich stimmig.
Saxon der Frühphase schimmern bei „The Pugilist“ durch. Zumindest die Gitarrenarbeit ähnelt den Briten enorm. Der Refrain mit seinen Gang-Shouts gibt dem Song eine aggressivere Note und überhaupt weiß der Gesang durch einen latenten Ronny Munroe (Metal Church-Sänger)-Touch hier sehr zu gefallen. Toller Song, der mit einem etwas langgezogenen Gitarrren-Jam ausklingt.
„Will to Power“ dagegen klingt etwas zu harmlos. Beim Titelstück mit solch einem Namen hätte ich eine Metalwalze erwartet, die dich plättet. Aber weder Riffing, noch Refrain wissen dies umzusetzen. Klar, der Refrain setzt auf live-taugliches Mitsingen, ist meiner Meinung nach aber zu plakativ angesetzt. Schön dagegen das Gitarrensolo und das kurze Break zwischendurch. Hier hätte ich aber insgesamt mehr erhofft.
Auch „My Sworn Enemy“ bietet wieder knackigen Heavy Metal im Jag Panzer Stil. Vielleicht im Refrain die ein oder andere Nuance zu hoch gesungen, aber mit unbändiger Power gespielt ein echter Nackenbrecher. Rübe schütteln, weitermachen !!
Dagegen kommt der 6 ½ halb Minüter „The Great Blinding“ recht progressiv rüber. Erinnert zwischendurch an (alte) Steel Prophet mit einigen Verweisen auf Iron Maiden. Tiefes Riffing, teilweise schleppend interpretiert, dann wieder flott galoppierend....Abwechslung ist angesagt. Hier macht sich zudem der Einsatz von Chris Poland bemerkbar. Versehen mit der bis dahin besten Gesangsleistung David's einer der stärksten Songs auf diesem Album. Nur der Chorus ist zu schwachbrüstig umgesetzt, tut aber dem Gesamteindruck keinen wirklichen Abbruch.
Als die „Omerta“ beginnt, denke ich....“aha, hier ist sie, die Ballade“. Aber nein, nur der Anfang beginnt balladesk. Der Song mutiert alsbald zu einem reinen, straighten Banger. Relativ einfach gestrickt, da auf gleichbleibender Linie gerifft. Gesanglich mit feinen Screams verfeinert, versprüht der Song auch durch manch gewollt gerolltes „R“ einen leicht spanischen Touch. Irgendwie witzig und nett umgesetzt.
Ernster geht es dann zu bei „Badajoz (1812)“. Behandelt man hier doch die Befreiung der Belagerung durch die Franzosen durch die englisch-portugiesische Armee. Die Napoleonischen Kriege also. Somit muß der Song natürlich ein gewisse Epik erhalten. Das Ganze erinnert dann auch etwas an die Longtracks von Maiden in den 80ern. Zwischendurch mit Kriegsgeräuschen versehen ist der Song recht spannend inszeniert, mit einigen Breaks und Soli. Mehr zum Zuhören also als zum Bangen, aber nicht ohne eine ordentliche Portion Power. Klasse !
Zum Abschluß gibt’s dann noch mit „Line'em Up!“ einen letzten Smasher. Jetzt dürft ihr wieder Bangen, Leute. Es wird durchgehend gerifft, soliert und nach vorne gepeitscht. Guter Rausschmeißer, so muß das sein.
Tja, irgendwie ist es halt wie mit der holländischen Nationalmannschaft. Man besitzt gute Einzelkönner, das Teamwork stimmt ebenfalls, man kann oftmals überraschende Erfolge feiern, aber zum ganz großen Wurf, sprich Weltspitze, reicht's dann doch (noch) nicht.
Lord Volture machen vieles richtig, es gibt keinen einzigen Ausfall auf dem Album, die Musik macht richtig Spaß, und dennoch sind es kleine Feinheiten, welche die Spitze kosten.
Zum einen wäre hier der eigentlich fantastische Gesang, der im ein oder anderen Moment aber die Höhen übertreibt. Zum anderen diverse zu offensichtliche Anleihen an den Heroen vergangener Tage, wie Jag Panzer oder Iron Maiden.
Dies ist aber Jammern auf sehr hohem Niveau und im Vergleich zum Vorgänger-Album können sich Lord Volture mit „Will to Power“ um Einiges steigern.
Da man der Band zudem in jeder Sekunde die Spielfreude anmerkt, kann der Daumen nur nach oben gehen.
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