LYKAION - Heavy Lullabies
Wenn man ohne große Erwartungen an ein Album herangeht, wird man doch hin und wieder überrascht. So auch bei „Heavy Lullabies“, dem zweiten Album der Italiener Lykaion. Dabei sollte man sich bei der Bandinfo (spricht von Gothic und Thrash), sowie dem Album Cover (ziemlich death-mäßig) nicht täuschen lassen.
Bereits das vierminütige instrumentale Intro zeigt einen hohen Progressive Rock Hintegrund. Himmlische Keyboardmelodien zum Niederknien bringen bereits viel Sonne ins Geschehen (Lykaion bedeutet so ungefähr „Ort des Lichts“). Hier bildet sich eine meterdicke Gänsehaut und lässt freudig erwarten, was denn folgt.
...und es folgt „For Love“ ein straighter Rocker, bei dem vor allem die Stimme von Alessandro Sforza herausragt. Klingt so, als hätte Adriano Celentano eine Rockband gegründet. Sehr angenehm rauhes Organ, das ab und zu auftretende kurze Growls vergessen macht. Erst hatte ich Bedenken, daß man seinen guten ersten Eindruck mit Growls zunichte macht, aber diese ertönen dann glücklcherweise nur ganz sporadisch in zwei Songs.
„Anthem“ kann durch seinen Alternative Touch und triviale Lyrics nur ansatzweise überzeugen, wird aber zum Ende hin besser.
Richtig stark sind Lykaion immer, wenn man die Keyboards auffährt, denn diese erzeugen warme, lichtdurchflutete Sounds, die manch etablierter ProgBand wie Arena oder Pendragon ebenso gut zu Gesicht stehen würden. So wie bei „I Don't Love You Anymore“. Gesang und mehrstimmiger Refrain erinnern mich irgendwie an Outside Edge (falls die noch jemand kennt). Wenn Alessandro mal ruhigere, cleanere Parts zelebriert wirkt er durchaus wie ein Gothic Sänger a'la Him und Co, aber auch dies ist eher selten der Fall.
So entstehen größtenteils spannende Rocksongs wie „Waitin'“, die mal härtere Gitarrentöne anschlagen und dann wieder abrupt abbrechen. Der Song ergießt sich letztendlich in ein sphärisch episches Klanggebilde mit straightem Refrain, daß die anspresprochene Gänsehaut nicht vernachlässigt. Genauso geht es weiter mit „Smile“, daß ob seiner positiven Ausstrahlung tatsächlich ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Ein Klangteppich, der gefangen nimmt.....in balladeskem Modus.
Vielleicht erklärt mich auch jemand verrückt, aber bei einem Song wie „Out of my Heart“ werde ich gar an die 80er Wave Band A Flock of Seagulls erinnert. Zumindest beim Gitarrensound. Egal, was immer Lykaion auch anpacken, die Songs gehen unvermittelt ins Ohr.
Etwas trauriger geht es partiell zu bei „Accept Yourself“. Die Gitarre kann schön „weinen“, wie ich ab und an zu sagen pflege. Im Grunde ist der Song aber ein etwas düsterer Artrock-Song mit tollen Gitarrenbögen, die leider durch die zweiten Growls des Albums und kurze Gangshouts verunstaltet werden.
Mit „Till the End“ klingt das Album dann etwas ruhiger aus, obwohl man im Refrain etwas an Fahrt aufnimmt. Kein Höhepunkt zum Schluß, dafür gab es bessere Nummern vorher.
Schaut man sich die Bandfotos mit Emperor-T-Shirts und finsteren Metalgesellen an, könnte man ganz schön auf's Glatteis geführt werden. Der Mix, den Lykaion spielen gehört größtenteils in die Art-/ProgRock und Hard Rock Ecke mit einem Schuß Dark Metal und Tanzflächen-Rock.
Zwar merkt man, daß die Drums nicht unbedingt organischer Natur sind und auch manche Gitarrensounds sind dem Synthie-Modulator erlegen, aber die Songs zünden auf Anhieb und wunderschöne Klanglandschaften können Lykaion zudem erschaffen.
Heutzutage, wo viele Bands einfach nur auf Wellen mitreiten und Sounds kopieren, die entweder total Retro oder übermodern angesagt sind, leben Lykaion in ihrer ganz eigenen Musikwelt.
Daher gibt es von mir auch beide Daumen nach oben !!
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