MELKOR - Irrlicht
Melkor ist ein Ein-Mann-Projekt von Patrick Baumann, der auch schon als Bassist bei den nicht mehr existenten Nocte Obducta war und auch als Live-Gitarrist von Agrypnie in Erscheinung getreten ist.
Die Idee zu dem Projekt Melkor existiert schon seit 2004, und mit „Irrlicht“ bringt der Herr bereits das zweite Werk nach „Ferne“ unter die Leute. Musikalisch wird man dem atmosphärischen Black Metal zugeordnet, ein für mich immer recht dehnbarer Begriff, denn wo beginnt Atmosphäre und wo hört sie auf.
Nun gut, Patrick möchte mit seiner Musik (er hat quasi das Album alleine eingespielt und produziert) Stimmungen erzeugen, die vielfältiger Natur sein können, wie Melancholie, Wut und lt. Bandinfo gar mystische Versenkung.
Dementsprechend legt man mit „Spiegelwand“ los. Ja, die Texte sind in deutscher Sprache gehalten und trotz blackmetallischem Keifgesang durchaus einigermaßen verständlich. Musikalisch begibt man sich in düstere, melancholische Kälte welche durch melodische Gitarrenparts erzeugt wird. Also kein typisches Blackmetal-Geballer sondern eher ruhige Stimmung mit dem Gesang als Gegenpol. Nicht schlecht gemacht, von der Produktion her allerdings etwas dünn.
Ebenso entspannend mit akkustischer Gitarre beginnt „Die Welle erneuert sich“. Der Song mit seinen über 9 Minuten glänzt durch symphonische Hintergrund-Keys, die im Gegensatz zur eher spartanischen Gitarrenarbeit stehen. Viele verschiedene Parts werden zu einem Ganzen aneinandergereiht, um die Länge des Songs spannend auszufüllen. Gelingt ganz gut, auch wenn der Drumsound meiner Meinung zu blechern klingt. Ich unterstelle mal, daß hier der Computer mit am Werk war. Was mir so ein bisschen fehlt, ist der Aha-Effekt im Song. Letztendlich plätschert das Ganze dann doch zu sehr dahin.
„Irrlicht (Ferne II)“ ist dann gar noch länger. Satte 11 Minuten zwingt dich der Song in den Abgrund. Denn Patrick geht hier um einiges verstörender, disharmonischer zu Werke. Hier merkt man die Black-Metal-Vergangenheit durchaus an, auch wenn natürlich zahlreiche Breaks (auch hier wird nicht an der Akkustischen gespart) den Song zerpflücken müssen. Nein, Melkor machen garantiert keine Musik zur Hintergrundberieselung. Nur wer sich Zeit nimmt, in die Songs einzutauchen, kann die Mannigfaltigkeit des Schaffens ergründen. Einfach zu konsumieren ist die Musik jedenfalls nicht.
„Pangaea“ klingt zu Beginn etwas nach älteren Bathory. Der musikalische Anspruch wird etwas zurückgefahren und mit einfachen Akkorden gearbeitet. Aufgrund seiner Einfachheit und der aus den Boxen wabernden Finsternis wirkt der Song wie ein Zwischenspiel zu dem Moloch, den es zuvor zu hören gab.
Die Epik kehrt mit „In den welkenden Wäldern zurück“. Immer wieder werden symphonische Elemente eingebaut, die den Songs tragische Schönheit verleihen sollen, so auch hier.
Viel Anderes passiert auch beim Rest des Albums nicht mehr. Mal schneller, mal langsamer, immer den Grat zwischen Atmosphäre und Kälte suchend. Songtitel wie „Des Berges Schweigen“ oder „Opferlamm“ bestätigen dies namentlich, ab und an ein Piano wie beim Abschlußtrack „The Great Defender“, das war's dann.
Es ist schwierig, ein solches Projekt zu beurteilen. Wenn alles in einer Hand liegt, kann man schon auch durchaus auf den Gedanken kommen, daß viel mit Programming gearbeitet wurde und das Organische etwas auf der Strecke bleibt. Die Songs an sich sind von Mastermind Patrick ansprechend durchdacht, in der Umsetzung wirken diese aber oft entweder etwas langatmig oder zu wiederholend. Als Gesamtkonzept kann das Album funktionieren, einzelne Songs bleiben nachhaltig nicht im Gedächtnis. Außerdem finde ich die Produktion etwas zu dünn, gerade im Gitarrenbereich.
Schlecht ist das Ganze sicherlich nicht, und Leute die im Black-/Dark-Bereich aufgeschlossen sind und sich lieber intensiv mit einem Album beschäftigen, denn einfach nur Unterhaltung zu suchen, können sich gerne bei Melkor bedienen. Genug Atmosphäre ist auf jeden Fall vorhanden, vornehmlich in schwarz/weiß gehalten.
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