NACHTGESCHREI - Staub und Schatten

Dass sich Nachtgeschrei mit dem Ausstieg des damaligen Sängers Hotti stilistisch ein wenig verändert haben, steht außer Frage. Seit dem Einstieg des aktuellen Sängers Martin LeMar im Jahre 2012 haben sie es geschafft, mit dem Album "Aus schwärzester Nacht" durch ihre Vielfältigkeit und Einfallsreichtum auf ganzer Linie zu überzeugen und einige positiven Kritiken gesammelt.

Nun folgt der Nachfolger, der insgesamt fünfte Longplayer der sieben Mannen aus Hessen (mittlere hat Joe die Band verlassen und sie bekamen weiblichen Zuwachs von Laui, die nun den Drehleier-Part übernimmt) mit Namen "Staub und Schatten", bei dem die Band nicht weniger Herzblut reingesteckt hat und die wesentlichen Elemente des Vorgängers erneut aufgreift, um sich in einem noch härterem Gewand zu präsentieren. Gleich zu Beginn stellt man fest, dass es sich bei Nachtgeschrei noch um die gleiche Mittelalter Rock-Band handelt - jedoch wird auf "Staub und Schatten" Rock großgeschrieben.

Die altbekannten mittelalterlichen Klänge sind durchaus noch vorhanden - Dudelsack und Drehleier verschmelzen auf Songs wie dem Opener "Monster" und "Das Nichts" zu einer gigantischen Klangwelle - wie man es als Nachtgeschrei-Fan eben gewohnt ist - bei dem kaum ein Fuß still bleiben wird. In Strophe und Refrain dominieren aber eindeutig die Gitarren (Beispiel hierfür "Die Wilde Jagd", "Eden"), während die mittelalterlichen Instrumente eher in den Hintergrund rücken, um erneut auf ihren großen Moment zu warten. Auch in dem Song "Leben für den Klang" wird eher auf Härte als auf Mittelalter gesetzt. Diese Eigenschaften bilden das wesentliche Gerüst des Albums und ziehen sich von Beginn bis zum Ende durch alle Songs. Man hat hier eindeutig versucht, sich weiterzuentwickeln, etwas Neues zu schaffen, auf Basis von härteren Klängen und abwechslungsreicheren Songstrukturen.  

Dennoch muss man sagen: was da an Mittelalter noch vorhanden ist, sind klasse Melodien, die nichts zu wünschen übrig lassen. Gesanglich wird auf dem Album viel mit gedoppelten Gesängen experimentiert, was Martins Stimme perfekt zur Geltung kommen lässt und die Emotionen der Songs nochmal dick unterstreicht. Auch die Double-Bass kommt hier und da zum Zuge, was dem Album eine gewisse metallische Härte verleiht, aber niemals den gewohnt meldodiösen Charakter der Songs der Band behindert. Nachtgeschrei führen mit diesem Album den Stil des vorangegangenen Albums fort - nur etwas ausgeprägter und härter, mit ein wenig mehr Spielereien, wie z.B. bei dem Lied "Bruder", das von ständigem Wechsel von Tempo, Akustik- und E-Gitarren, und einem tragenden Refrain lebt.   Insgesamt ein sehr gelungenes, starkes Album, das zwar nicht an ganz den Vorgänger "Aus schwärzester Nacht" heranreicht, da der Akzent hier eindeutig auf Rock statt auf Folk gesetzt wird - allerdings ist das letztlich eine Frage des Geschmacks.

Durch die Vielfältigkeit des Albums nicht nur für Mittelalter-Fans geeignet - auch Anhänger der härteren Musik können hier Anklang finden.


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