NATIVE CONSTRUCT - Quiet World
Manchmal bin ich ja wirklich mit meinem Latein am Ende. Wenn es darum geht, wer das vorliegende Album, welches man gerade gehört hat, denn wirklich kaufen soll und wer hier die Zielgruppe ist. So geschehen auch mit dem Album „Quiet World“ von Native Construct.
Bei dieser Band handelt es sich um Studenten des bekannten Berkley College of Music in Boston/USA. Anscheinend handelt es sich bei diesem Album unter anderem auch um eine Studienarbeit der drei Musiker Myles Yang, Robert Edens und. Max Harchik. Grob umschrieben wird die Musik als Progressive Metal. Meiner Meinung nach stört hier aber irgendwie das Wort Metal, denn was die Truppe auf „Quiet World“ abliefert ist wenn schon, dann eher dem Bereich Modern Jazz zuzuordnen, mit gelegentlichen härteren Gitarren.
Das Konzeptalbum, welches im Groben eine Beziehung zwischen Männlein und Weiblein umspannt, versteht es trotz aller vorhandenen musikalischen Klasse nicht, vernünftige Songstrukturen aufzubauen. Dies wird schon im Opener „Mute“ deutlich. Eine Aneinderreihung verschiedenster Sound-Sprenksel, teilweise total gegenläufig und nur mit viel Mühe durchzuhalten. Teilweise wirken dies Songs wirklich so, als hätte man einzelne Musikfragmente aufgenommen und diese dann wahllos hintereinander geklebt.
Und wenn es mal eine liebliche Melodie progressiver Art oder eine einfühlsame Gesangspassage zu hören gibt, dauert diese meist nur kurz und wird durch ärgerliche Disharmonien sofort wieder zerstört.
Dabei dachte ich zu Beginn des Albums, also so die ersten drei Songs „Mute“, „The Spark of the Archon“ und „Passage“, daß man eventuell solche Musik als Hintergrund eines 50er Jahre Films auffahren könnte und an manchen Stellen sieht man tatsächlich diverse schwarz-weiß Darsteller vor seinen Augen aufgrund von verspielten, seichteren Themen. Aber dies wiederspricht der Kakophonie des Soundgeschwurbels aller Beteiligten.
Klar, mancher Part, manche kurze Passage lässt immer mal wieder auffhorchen und die Qualität der Musiker ist sicherlich um jegliche Kritik erhaben, aber es gibt wirklich keinen einzigen Song, der über mehr als eine Minute am songwriterischen Ball bleibt und somit für ein Aha-Erlebnis sorgt.
Dazu kommen das immer präsente Bar-Piano, manche Einschübe von Saxophon, Trompete und anderen Blasinstrumenten (wie gesagt, immer nur fragmentweise !!), sowie manche Growls, die einen plötzlich zusammen mit Trigger-Drums erschrecken.
Einzig das abschließende „Chromatic Aberration“ versteht es an manchen Stellen durch schöne Gesangsmelodien uns Synthies mal länger das Ohr zu streicheln, aber mit über 12 Minuten Länge kann auch dieser Track den verwirrten Sound-Eruptionen der Studenten nicht wirklich Paroli bieten.
Es wird sicherlich einige Leute geben, die diese „musikalischen“ Ergüsse mit progressiv, innovativ und Prädikat „Wertvoll“ bezeichen werden. Und auch die hiesige Fach-Journaille schließt sich dem bereits an, was ich bereits so über das Album gelesen habe.
Erklärt mich für spießig, oder als musikalischen Banausen, der für ein Album wie „Quiet World“ noch nicht reif zu sein scheint. Aber für mich zählt immer noch der Song an sich. Und ein Song besteht für mich aus mehr als Klang-Schnipsel die völlig ohne roten Faden zusammengewürfelt werden. Native Construct sollten bei Dream Theater, mit denen sie teilweise verglichen werden (ich lach mich kaputt !!) in die Songwriting-Schule gehen, dann klappt's auch mit dem Studium.
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