NORTHERN CROWN - In the Hands of the Betrayer (EP)
Die USA sind nicht unbedingt für ihre Doombands berühmt, die meisten „Untergangskapellen“ stammen ja bekanntlich aus (Nord)Europa. Nun schickt sich ein Trio aus dem sonnigen Florida(!) an, die dunklen Tiefen des Doom zu erkunden. Das Debut hört auf den Namen „In the Hands of the Betrayer“ und bietet fünf Songs als Antester für ein (mögliches) Langspieleisen.
Der Sound ist stark an Krux/Candlemass angelehnt, was sich vor allem im Riffing und in den Keyboardpassagen widerspiegelt. Der Titelsong gehört dabei zu den schnelleren Songs, vor allem im Soloteil. Gesanglich erinnert Frank Serafine an Björn Flödkvist.
„A Perfectly Realized Torment“ kommt eher schleppend aus den Boxen. Düstere, tonnenschwere Riffs von Zachary Randall, präzises Drumming von Josh Brown und die unheilvolle Stimme erzeugen zusammen mit den fast schon weinenden Keyboardpassagen für eine Gänsehautatmosphäre.
In der Mitte des Albums wagen sich Northern Crown an den Candlemass-Klassiker „Crystal Ball“ heran. Um es gleich vorweg zu nehmen, gesanglich kommt Frank nicht mal in die Nähe von Johan Längquist, was aber vor allem daran liegt, dass er eine ganz andere Stimmlage hat. Teilweise dringt er eher in Halford-Regionen vor, was diese Version allerdings auch interessant macht und ihr eine eigene Note gibt. Musikalisch ist man aber ziemlich nah am Original dran, weicht aber im Mittelteil ab und bringt eigene Ideen mit ein.
Mit „Approaching, Encroaching Storm“ folgt ein kurzes instrumentales Zwischenspiel mit einem kurzen gesprochenen Part.
Der mit fast elf Minuten längste Song „To Thee I Give an Orchid“ beginnt mit einer Orgelsequenz in bester Carl Westholm-Manier. Insgesamt erinnert der Song eher an Krux als an Candlemass, sowohl musikalisch als auch atmosphärisch. Es wird alles geboten, was eine klasse Doomhymne ausmacht: erhabener Gesang, exzellente düstere Riffs, die vom Keyboard kongenial unterstütz werden und ein grundsolides Fundament aus Bass und Schlagzeug.
Northern Crown können mit ihrer EP auf jeden Fall mit den europäischen Branchenriesen messen und haben ein Kleinod geschaffen, das durchaus das Zeug zu einem Klassiker hat.
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