NOTURNALL - Noturnall


Wenn sich Musiker der brasilianischen Shaman (die europäischen sind inzwischen als Korpiklaani sehr erfolgreich) mit dem ehemaligen Angra-Schlagwerker Aquiles Priester zusammentun und sich von Russel Allen ein Album produzieren lassen, klingt das bei Fans des klassischen Powermetals wie ein Märchen. Ist es aber nicht. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit hört auf den Namen Noturnall (nein, es ist kein Schreibfehler, die heißen wirklich so) und hat vor kurzen ihr selbstbetiteltes Debut auf den Markt geworfen.

Das Artwork lässt einen zwar eher an Death- oder doch zumindest Horrormetal á la Marilyn Manson denken. Zu sehen ist eine Art Zombie vor einem alten, verlassenen Haus während eines Gewitters. Doch sollte man sich davon nicht täuschen lassen.

Eingeleitet wird das Album mit dem thrashigen „No Turn at All“ in bester Slayer- oder Exodus-Manier mit schreddernden Gitarren und markigen Shouts von Sänger Thiago Bianchi. Das Solo wird nicht wie üblich von der Gitarre sondern vom Keyboard gespielt. Ungewöhnlicher Einstieg, der nicht unbedingt zum eher Power/Prog-lastigen Rest.

Denn schon mit „Nocturnal Human Side“ wird der Thrash-Anteil merklich runtergeschraubt und es geht eher in Richtung Symphony-X, was nicht nur daran liegt, dass sich Produzent Russel Allen hier gewohnt kraftvoll zu Wort meldet. Denn auch die Gitarrenarbeit von Léo Mancini erinnert stark an Michael Romeo. Trotz der sehr offensichtlichen Parallelen ein starker Song, der dem geneigten Headbanger einiges abverlangt.

Bei „Zombies“ wird (zumindest im Intro) wieder die Thrashkeule rausgeholt. Thiago pendelt von Shouts bis zu melodischem Klargesang hin und her und die Rhythmusabteilung bildet ein unverwüstliches Fundament.

Auch „Master of Deception“ ist ein Hybrid aus Old School Thrash in der Strophe und im Instrumentalteil und amerikanischem Powermetal im Refrain.

Bis auf „The Blame Game“ und „Last wish“ sind auch die restlichen Songs eine gute Mischung aus Thrash-, Power- und Progressive-Metal mit reichlich Gitarren- und Keyboardsolos, ordentlich nach vorne peitschenden Drums, Mitsingrefrains und thrashigen Shouts.

Mit „Last wish“ geben uns die Brasilianer ein wenig Zeit zum Erholen. Eine klassische Ballade mit Piano, Akustikklampfe (mit tollem Solo im Mittelteil) und melancholischem Gesang.

Zum Abschluss des Albums gibt es mit „The Blame Game“ noch eine kurze Akustikballade, die die Scheibe stilvoll beendet.

Insgesamt ist „Noturnall“ eine ungewohnte aber durchaus Sinn machende Mischung aus Thrash- und Powermetal, die Fans beider Lager voll auf ihre Kosten kommen lässt.


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