NOVEMBERS DOOM - Bled White
Gänzlich unbekannt ist diese Band nicht mehr. Erscheint mit „Bled White“ doch dieser Tage bereits das neunte Album von Novembers Doom. Deren Musik wird weitreichend als Doom Death bezeichnet....Schöngeister können also getrost zu einem anderen Review übergehen. Mit überdurchschnittlich guten Rezensionen ihrer Alben und ansprechenden Touren mit beispielsweise Agalloch hat man sich durchaus einen guten Ruf seit 1995, als das Debut erschien, in der Szene erarbeitet.
Der eröffnende Titelsong „Bled White“ ist somit in seiner Basis auch geprägt vom ständigen Wechsel von biestigen Growls mit im Refrain cleanen Vocals, wie man sie von Dark Rock und auch Ambient Bands her kennt. Gewöhnungsbedürftig sicherlich, aber mit einem innovativen Flair, welches den Song, der hauptächlich im Midtempo doomt, spannend macht.
Ungleich heavier mit tollen Melodien, aber auch schnellen Gitarrensalven der beiden Axemen Vito Marchese und Larry Roberts ertönt „Heartfelt“. Auch hier ist der dark-wavige Cleangesang von Paul Kuhr über alle Maßen stilprägend und somit sicherlich als Trademark von Novembers Doom auszumachen. Somit entsteht trotz aller partiellen Brutalität ein großes Maß an Melancholie und Tragik in deren Sound.
Bedrohlich und leise beginnt der 8-Minüter „Just Breathe“. Fast geflüsterte, weinerlich balladeske Vocals führen zu einer hymnenhaften Explosion im Refrain. Pianoklänge, akkustische Gitarren und ab und an eruptionsartige Ausbrüche....überfließend in ein melodisches Gitarrensolo und dann wieder der Abbruch und leise ausklingend. Spannende Melo-Halbballade mit sehr emotionalen Wendungen.
Nach einer kurzen Akkustikgitarren-Nummer namens „Scorpius“ geht’s wieder etwas derber zur Sache mit „Unrest“. Hier wird wieder etwas mehr gegrowlt und man walzt teilweise etwas Bolt Thrower-mäßig durch die Gegend. Als Gegenpol aber natürlich, wie gehabt, der cleane Refrain und ein melodisches, schönes Gitarrensolo.
„The Memory Room“ besticht durch seinen schweren, doomigen Groove und fast schon fröhlichen, harmonischen Refrain, sowie im Mittelpart durch einen anklagenden Spoken-Part.
„The Brave Pawn“ haut umso mehr auf die Pauke. Mit Black-/Death-Anleihen versehener kürzerer Track, der wohl in den Gesamtkontext passt, aber etwas uninspiriert rüberkommt. Überschnelles Geschredder mit erbrochenen Vocals.
Umso schöner, daß mit „Clear“ dann wieder ein typischer Novembers Doom Song folgt, welcher die Trademarks gekonnt ausspielt und mit teils erhabenen Melodien glänzt. Durch die zahlreichen Breaks im Song könnte man fast schon geneigt sein, das Ganze mit Progressive Doom zu bezeichnen.
Nach ein paar weiteren, im gleichen Fahrwasser des bisher Gehörten schippernden Songs landet man beim finalen 9 ½ – minütigen Höhepunkt „The Silent Dark“. Und die Dunkelheit beginnt sehr leise, mit erneut fast nur geflüsterten Vocals. Es folgt aber unweigerlich die Steigerung zum dunklen Epos mit einem Wechselbad aus pathetisch hymnenhaftem Refrain und extrem ruhigen Passagen. Auch werden in Verbindung mit galoppierenden Drums tolle, schwere Riffs ausgepackt, so daß die Erzählungen von Paul Kuhr schön abwechslungsreich bleiben und ein paar Screams/Growls gehören natürlich dazu, einen perfekten Novembers Doom Song abzurunden.
Novembers Doom scheinen etwas melodischer an manchen Stellen zu Werke zu gehen, als noch zuvor. Vergessen dabei aber nicht ihre eigenen Trademarks zu integrieren und gerade die Stimme von Paul Kuhr trägt erheblich zur Wiedererkennung bei. Der Mix aus ruhigeren Parts und brachialen Blastparts, immer in doomige Wellen gebettet, funktioniert hervorragend. Die Songs wirken spannend, melancholisch aber dennoch hoffnungsfroh. Es wird sicherlich auch aufgrund der Vocals nicht jedermanns Sache sein, aber im (nennen wir es halt) Death-/Doom Bereich sind Novembers Doom nach wie vor eine starke Hausnummer.
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