PRISTINE - Reboot
Ich geb's ja zu...ich bin nicht unbedingt der größte Experte, was Blues Rock angeht. Aber Blues Rock mit weiblicher Stimme gibt es meines Erachtens nicht allzu oft. Aber genau damit haben wir es bei den Norwegern Pristine zu tun.
Hier schwingt nämlich ein hübsches, rothaariges Mädel namens Heidi Solheim den Mikroständer. Und dies sehr, sehr ansprechend, aber dazu gleich mehr. „Reboot“ nennt sich das 3. Album der Nordländer und beinhaltet, wie schon erwähnt, hauptsächlich bluesrockgeschwängerte Musik, welche allerding der härteren Sorte zugeschrieben werden darf. Knackige Gitarren gehören genauso zum Sound der Band wie Mundharmonika, Hammond Orgel und vereinzelt Keyboards.
Natürlich thront über allem die soulige, faszinierende Stimme von Heidi, die zudem als alleinige Songwriterin gilt und sogar noch die Chef-Organisatorenrolle der Band übernommen hat. Kann man deswegen von Heidi's Band sprechen ? Vielleicht....Fakt ist, daß sich die Musiker allesamt seit Ewigkeiten kennen und somit sollten erhöhte Ansprüche innerhalb der Band von vorneherein ausgeschlossen sein.
Schon der Opener „Derek“ zeigt sehr schön die Qualitäten von Pristine auf. Nach Mundharmonika-Beginn prägt sofort der tolle Gesang das Geschehen, verbreitet beinahe eine Laid Back-Stimmung, aber ausufernde Gitarren-Jams offenbaren ausserdem die musikalische Klasse aller Musiker.
Songs, auf dem Album, welche die 3-Minuten-Marke nicht erreichen, kommen erwartungsgemäß flotter daher, als die etwas sperrigeren, längeren Titel. Es wechseln sich schmissige Rhythmen und drückende Refrains wie bei „All of my Love“ oder „Bootie Call“ mit ruhigeren Passagen und balladesken Themen a'la „All I want is You“ oder „The Lemon Waltz“ ab. Obwohl gerade letzterer Song zum Schluß gar neo-progressive Elemente offenbart mit fröhlichen Hintergrund-Keyboards und verträumtem Gesang.
Heidi beherrscht alle Stimmungen perfekt. Baut sie gesanglich einen Song mit ruhigem Ansatz auf, so kann sie urplötzlich zum Refrain hin wahrlich explodieren, ohne auch nur einen einzigen Wackler oder nervige Höhenflüge.
Die Songs sind schon alle blues-getaktet, aber Pristine verfeinern die Songs immer mit Sounds aus Psychedelic, Prog, Classic Rock oder wie bei „California“ leicht AC DC-mäßig.
Erwähnswert auch das 6 ½ minütige „The Middlemen“, welches mit einem 3-minütigen Instrumentalpart bestehend aus ruhigem Beginn mit Orgel, elegischen Gitarrenmelodien der Gary Moore-Klasse beginnt und erst danach mit recht entspanntem Gesang von Heidi formvollendet wird. Wunderbare Nummer.
Die Band betont, daß bei „Reboot“ zu 100% die Basic Tracks live eingespielt wurden, lediglich mit einer Hand voll Overdubs veredelt. Ich glaube, daß kann man dem sehr organischen Resultat auch durchaus bescheinigen. Das Album enthält viel Seele und Leidenschaft und dies wird nicht zuletzt durch die Produktion in Szene gesetzt.
Pristine sind eine homogene Blues-Rock Truppe, die wie aus einem Guß aufeinander eingespielt ist. Natürlich bildet der Gesang von Heidi Solheim das gewisse Salz in der Suppe, aber die Band auf diese Ausnahmesängerin zu reduzieren, wäre falsch. Pristine sind ein hoffnungsvoller Stern am Blues-Rock Himmel und hätten auch außerhalb Norwegens Gehör verdient. „Reboot“ ist auch erst das erste Album, welches außerhalb Norwegens erscheint. Wie gesagt, ich bin nicht der größte Experte in diesem Sektor, aber meiner Meinung lohnen sich diese Norweger definitiv.
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