SCARLETH - The Silver Lining
Wie trotzt man einer nationalen Krise mit Krieg und allem was dazu gehört? Man gibt nicht auf und versucht einfach weiterhin so gut zu leben und seinen Gewohnheiten nachzugehen wie es einem möglich ist. So hielten es zumindest Scarleth aus der krisengeschüttelten Ukraine. Im Sommer dieses Jahres stellte man den Fans den „Break the Silence“-Nachfolger „The Silver Lining“ in den Plattenladen. Neben dem neuen Album gibt es mit Irina Makukha auch eine neue Sängerin, mittlerweile die dritte in der doch recht kurzen Zeit des Bestehens der Band. Im Prinzip tauschte Gitarrist Victor Morozov im Vergleich zum letzten Album die gesamte Band aus, denn die beiden Keyboarder Vladimir Ishchuk und Anastasia Dmitrieva sowie Basser Max Morton und Schlagwerker Dmitry Smotrov sind ebenfalls neu dabei. Darüberhinaus engagierte man mit Oksana Element auch noch eine Shouterin, die dem Album ein paar Growls hinzufügte.
Allerdings ist der Sound der Band trotz zweier Keyboarder nicht mehr ganz so keyboardlastig wie auf dem Debut, bzw. sind die Keyboards nicht mehr so vordergründig wie vorher. Auch sind die Songs etwas kompakter und nicht mehr so verspielt, sondern eher düster gehalten. Man könnte meinen, die Band ist erwachsener geworden.
Mit teppichartigen Keyboardarrangements startet man in den Opener „Night of Lies“, nur um nach kurzer Zeit richtig loszulegen. Sängerin Irina erinnert stimmlich etwas an Sarah Teets von MindMaze und ist vor allem bei der Aussprache besser als ihre Vorgängerin. Gelegentliche, größtenteils unterstützende Growls von Oksana geben dem Song zusätzlich zur Musik einen düsteren Touch.
Mit Heavy-Riffs und schnellem Rhythmus wartet „Double Memory“ auf. Ein Song der zum ausgiebigen Headbangen einlädt. Kurze keyboardunterlegte Passagen bieten aber zumindest ein paar Sekunden Verschnaufpause.
Orientalisch angehaucht mit Flöte und anderen traditionellen Instrumenten startet „The Gates of Dark Sun“ vergleichsweise ruhig. Der Achtminüter ist durchgehend im Mid-Tempo-Bereich angesiedelt und bietet teils doomige Gitarrenläufe und ein ausgedehntes Solo im Mittelteil von Gitarre und Keyboard.
„Voices“ geht dann wieder in den Up-Tempo-Bereich und fährt schon zu Beginn Dream Theatre-artige Gitarren-Keyboardduelle auf. Gesangstechnisch gibt es wieder Klargesang und Growls, wobei Irina’s Gesang teilweise auch verzerrt wird.
Die erste Ballade des Albums gibt es dann mit „Dying alone“. Pianoklänge, Streicher und seufzende Gitarren sind das Markenzeichen des Songs.
„One Short Life“ wartet ebenfalls mit (orientalischen und/oder mittelalterlichen) Flöten und Fiedeln auf, birgt ansonsten aber keine Überraschungen und rockt solide vor sich hin.
Ballade Nummer 2 wird dann von „Before the night falls“ gebildet. Wobei der Song keine klassische Ballade ist, sondern eher als Mischung aus schwerem Doom und Halbballade daherkommt. Gewöhnungsbedürftige Mischung, die nicht beim ersten Durchlauf zündet.
Mit „Pure Desire“ gehen Scarleth schon fast in Richtung Speedmetal. Schnelle Gitarrenläufe, Doublebass und im Hintergrund fast schon technoartige Keyboards sowie schneller Gesang ziehen sich durch die viereinhalb Minuten des Songs.
Eine rollende Basslinie leitet den Rausschmeißer „Last Hope“ ein. In der Folge wird wieder das übliche Arrangement aufgezogen, wobei mir der Refrain merkwürdig vertraut vorkommt. Ein durchaus solider Song, mehr aber auch nicht.
Das zweite Werk der Ukrainer reiht sich irgendwo zwischen gut und solide ein. Musikalisch-spieltechnisch gibt es nichts zu bemängeln, jedoch fehlen hier die herausragenden Songs, die das Album auf eine höhere Stufe stellen könnten. Für den nicht ganz so anspruchsvollen Durchschnittsmetalhead ist das Album aber dennoch empfehlenswert.
Bewertung:
Weitere Artikel: Scarleth - Breaking The Silence (Review)
Kommentare: