SPENCER - We Built This Mountain Just To See The Sunrise

Keine Ahnung warum sich die mir gerade vorliegende Band ausgerechnet Spencer genannt hat. Zumindest finde ich keinen Querverweis im Netz über eventuelle Neigungen zu Sendungen wir „Hello Spencer“ oder dem Kult-Schauspieler Bud Spencer. Ist aber auch egal, die Musik ist es was zählt und da können Spencer, die aus dem schweizerischen Baden stammen, schon seit längerer Zeit überzeugen.

Denn mit „We Built This Mountain Just To See The Sunrise“ legen die Jungs bereits ihr viertes Album vor. Die Presse vergleicht die Band mit den Editors, The National und Nick Cave, gepaart mit einem Schuß Johnny Cash. Nun ja, zumidest die beiden Letztgenannten sind mir ein Begriff und ja....mancher Song beinhaltet tatsächlich Spuren der Country-Legende.

Somit wären wir also beim Album an sich angelangt. Spencer verstehen sich in erster Linie auf teils geradlinigen Sounds im Indie-Gewand, aber auch teils auf wunderschöne, melancholisch angehauchte Melodien, die nicht selten eine gewisse Nähe zum Progrock aufweisen. Sofort auffallend ist der mit ordentlich Hall breitwandig unterlegte Gesang von Leo (außerdem Gitarrist der Band !), der dem Ganzen eine zusätzlich wavige Note verleiht.  

Schon der erste Song, „Hidden From The Sun“, bekennt sich zu großen Melodien und einem Refrain, der hymnenhaft daherkommt. Ganz großes Gefühlskino, der einem sofort den ein oder anderen wohligen Schauer überzieht. Akkustisch beginnend, mit etwas geisterhaften Background-Keys garniert erweist sich das folgende „Through Your Head“ als „Fuß-Wipper“, dem man sich nicht entziehen kann. Ganz große Klasse auch hier die Gitarren, die etwas verzerrt an die Wave-Legende A Flock of Seagulls erinnert. Mit diesen zwei Songs ist Spencer grandioses gelungen, was sicherlich für gemeinhin üppiges Airplay sorgen dürfte.  

Für mehr melancholische Momente sorgt beispielsweise „Utopia“ oder die Ballade „On A Wire“, mit Akkustik-Gitarre und Orgelklängen punktend. Eine etwas traurige Angelegenheit mit Country-Flair, welche zum Ende hin epischen Charakter annimmt. Hier fließt der angesprochene Cash-Geist mit ein. Auch „City Lights“ und das 7-Minütige „Cruel“, welches für mich das absolute Highlight des Albums ist (nicht nur aufgrund der Länge), besitzen diesen melancholisch verträumten Charakter. Gerade „Cruel“ lässt durch den traumhaften Gitarrenpart und dem epischen Gesang zum Schluß keine Haut ohne Pelle zurück.  

Mit „Voyage“ und „Dividing Lines“ haben sich allerdings zwei Nummern eingeschlichen, die durch ihre Elektro-Passagen nicht so richtig zum Rest passen wollen. Es entsteht hier eine Mischung aus industrial-mäßigem Sound und Wave-Klängen, was im Vergleich zu den großen Melodien zuvor eher langweilig tönt. Auch „Fireworks“ beginnt ähnlich wavig, kriegt aber schnell die Kurve durch tolle Keyboard-Passagen im Neo-Prog-Stil und den wunderschönen Refrain.

Zum Abschluß bedienen Spender noch die straighte Indie-Fraktion mit dem flotten „Harry's Still Sad“, ein Song der gar nicht mal so traurig rüberkommt.

Produziert wurde das Album von Reto Peter, der schon Scheiben von Green Day oder den Counting Crows veredelte. Somit spendiert er selbstredend auch Spencer einen vollmundigen, klaren Sound, den man durchaus zur (Rock)-Spitzenklasse zählen kann. Dies und das Gespür der Band für tolle Hymnen und Melodien könnte den Grundstein dafür legen, daß Spencer, die ja schon durchaus Achtungserfolge sowohl airplaymäßig, als auch live feiern konnten, endgültig durch die Decke gehen. Freunde qualitativ hochwertiger Rockmusik, die ohne Scheuklappen durch die Welt spazieren und offen gegenüber wavigen und teils elektronischen Sounds sind, erleben ein tolles Album, daß man durchaus in seinem Bereich zu den Referenzen zählen darf. 


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