TEMPERANCE - The Earth Embraces Us All

Sie sind hoch produktiv, die Musiker von Temperance. Drittes Album innerhalb von drei Jahren. Das gibt es heutzutage nicht mehr allzu oft. Vor Jahresfrist konnte ich bereits den Vorgänger “Limitless” begutachten, kurz darauf standen mir die sympathischen Musiker in einem Interview Rede und Antwort. Anfang diesen Jahres waren sie auf Tour mit Luca Turilli’s Rhapsody. Und jetzt steht, wie gesagt, das dritte Album “The Earth Embraces Us All” in den Startlöchern. Ich war gespannt, ob Temperance das hohe Niveau der Vorgänger-Alben halten können.

Der Opener “A Thousand Places” startet mit knallenden Gitarren und druckvollem Schlagzeug, die von Streichern unterlegt werden, zwischendurch ein ruhiger e-Piano-Part. Eines wird hier schon deutlich, die Instrumentierung  ist abwechslungsreicher als auf dem Vorgänger, die Keyboard/Synthie-Klänge wurden zurückgefahren. Dann singt Chiara im Duett mit Marco, der hier durchaus mehr als nur Backing vocals beiträgt. Abwechslungsreich in Melodieführung und Tempi ist der Song recht proggig angelegt. “At The Edge Of Space” startet mit bombastischen Chören bevor die Gitarren knallhart einfallen. Dazu gibt es einen eingängigen Refrain. “Unspoken Words” klingt stellenweise wie ein keltischer Folk-Song, ist ansonsten aber ein beschwingter Rocksong mit poppiger Schlagseite. Auch hier singen Chiara und Marco im Duett.

Bei “Empty Lines” klingen die Trademarks der früheren Alben durch, schnelle Chorusse, treibender Doppel Bass und hektisch klingende Keyboard und Synthie-Passagen. Bei “Maschere” singt Chiara in ihrer Landessprache. Wenn ich mich nicht täusche, ist das der erste Song mit italienischen Lyrics. Mit “Haze” gehen Temperance wieder zurück zu ihren Ursprüngen, hektischer Double Bass, schneller Gesang lässt der Sängerin kaum Zeit zum Luftholen, anstelle der Synthies ist hier ein e-Piano im Hintergrund zu hören.

“Fragments Of Life” kling fast hymnisch, auch hier kann man wieder wunderschönen Duett-Gesang hören und in der zweiten Hälfte eine ruhige, von Streichern unterlegte Piano-Melodie. Bei “Revolution” ist es mit der Ruhe dann wieder vorbei, treibendes Schlagzeug und hektische Synthies dominieren. Chiara unternimmt hier kurze Ausflüge in höhere Tonlagen. Am Anfang von “Advice From A Caterpillar” sind erneut Streicher zu hören, bevor auch wieder Double Bass und Keyboards vorantreiben, die während des Gesangs zumeist deutlich zurückgenommen werden. Später setzt ein ruhiger Teil ein, bei dem Chiara und Marco gemeinsam singen, vom e-Piano begleitet. Auch dieser Song ist geprägt von diversen Tempo- und Melodie-Wechseln. Gegen Ende gibt es noch ein Saxophon-Solo, das diesem Teil eine jazzige Schlagseite verleiht.

Mit “Change The Rhyme” gibt es einen weiteren sehr melodischen Ruhepunkt auf dem Album. Zum Abschluss ist mit “The Restless Ride” ein wahres Epos zu hören, das eingeleitet wird durch Piano-Klänge, das sich dann zunächst zu einem munteren Rocksong entwickelt. Später gibt es auch hier zahlreiche Melodie- und Rhythmus-Wechsel, mit e–Piano-Passagen, stampfenden Rock-Krachern und epischen, von Chorussen getragenen Klängen. Fast schon ein “Mini-Album” im Album.

Um auf die eingangs gestellte Frage nach dem Niveau zurückzukommen. Die Antwort ist “Ja”. Temperance haben eindrucksvoll das Niveau nicht nur gehalten sondern ein Werk abgeliefert, das die ersten beiden Alben weit übertrifft. Obwohl sehr vielfältige musikalische Einflüsse zu hören sind, klingt “The Earth Embraces Us All” wie aus einem Guss. Der Gesang von Chiara Tricarico und Marco Pastorino ist herausragend und äußerst abwechslungsreich, die Synthies wurden erfreulicherweise zurückgefahren und die Instrumentierung wesentlich variabler gestaltet. Obwohl das Album vordergründig kein Konzeptalbum ist, zieht sich ein roter Faden durch alle Songs. Ein wenig werde ich an “Endless Forms Most Beautiful” von Nightwish, wobei mir die musikalische Umsetzung durch die Italiener deutlich besser gefällt. Auf die weitere Entwicklung der Band kann man durchaus gespannt sein.


Bewertung:

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